Es gibt Wörter und Begriffe, welche wir verwenden, als seien diese nichts Besonderes. Wenn du jemanden auf der Strasse fragen würdest, ob er dankbar für sein Leben sei, wäre die Antwort mit grösster Wahrscheinlichkeit «klar, bin ich dankbar, für das oder für das». Wenn ich dich persönlich frage, wie oft du im Leben, am Tag oder in einer Stunde dankbar bist, wie wäre deine ehrliche Antwort?

Wir leben in einer Gesellschaft, die sehr unzufrieden und sehr unglücklich ist – zugeben würden dies die allerwenigsten Menschen. Wenn ich diese Aussage mache, spreche ich aus Erfahrung von 18 Jahren Selbstständigkeit im Bereich der Unternehmensberatung, als Team-Coach und aus den Erfahrungen von unzähligen Einzel-Settings als Berater, Coach, Trainer und Therapeut. Während in Indien Menschen mit wenig Essen und ein paar abgenutzten Schuhen zufrieden sind, reicht in Zürich der Ferrari und die Louis Vuitton Tasche nicht mehr aus, um die gleiche Zufriedenheit und das gleiche Glücksgefühl herbeizuführen. Was hat nun Zufriedenheit, Glück und Dankbarkeit miteinander zu tun? Und was hat das mit Coaching zu tun? Sehr viel, wie du in diesem Blog erfahren wirst.

Wissenschaft und Studien

Die Neurowissenschaft zeigt klar auf, dass Dankbarkeit einen direkten Einfluss auf das menschliche Herz und die Molekularstruktur des Gehirns hat. Eine dankbare Geisteshaltung hat einen direkten Einfluss auf die Funktion der grauen Substanz, welche sowohl für die Steuerung sämtlicher Wahrnehmungsprozesse und motorischen Leistungen des Menschen mitverantwortlich ist.

Es gibt viele Studien, dass dankbare Menschen viel glücklicher sind und weniger Depressionen erleben. Eine Studie, sie stammt von der Universität of California – Berkeley aus dem Jahr 2015, möchte ich als das erste Beispiel nehmen. Die Forscher haben rund 300 Erwachsene mit psychischen Problemen, einschliesslich Menschen mit Angst und Depressionen, als eine randomisierte Gruppe zusammengestellt. Nach dem Zufallsprinzip wurden diese Personen in 3 Gruppen eingeteilt und über 3 Wochen von einer Fachperson begleitet. Die erste Gruppe wurde angewiesen 3 Wochen lang jede Woche einen Dankesbrief an eine andere Person zu schreiben. Die zweite Gruppe wurde gebeten, über ihre tiefsten Gefühle und Gedanken und ihre negativen Erfahrungen zu schreiben. Die dritte Gruppe hatte keine Schreibarbeit zu leisten. Nach nur 3 Wochen zeigte sich bei der ersten Gruppe mit der Dankbarkeit eine signifikante Verbesserung in der Wahrnehmung von Zufriedenheit und Glück.

Bei der zweiten Studie von Robert Emmons aus Kalifornien im Jahre 2003 wurde mit 192 Probanden ebenfalls 3 Gruppen gebildet. Die erste Gruppe wurde gebeten 10 Wochen lang ein Tagebuch zu führen und darin zu notieren, wofür sie Dankbarkeit empfanden. Die zweite Gruppe wurde gebeten in der gleichen Zeitdauer zu notieren, was schlecht gelaufen war. Die dritte Gruppe wurde gebeten neutral über ihre Erlebnisse ein Tagebuch zu führen. Auch hier zeigte sich, dass bei einer abschliessenden psychologischen Befragung die Teilnehmer der ersten Gruppe mit der Dankbarkeit signifikant mehr Optimismus und Lebensfreude messbar war. Zudem reduzierten sich bei dieser Gruppe körperliche Krankheitssymptome wie Bauch- oder Kopfschmerzen, Schwindel, Muskelverspannungen. Sie gingen seltener zu Arzt und schliefen auch länger und besser. Zudem erhöhte sich die sportliche Aktivität (ohne eine Aufforderung der Studienleiter!).

Gemeinsamkeiten der beiden Studien

In diesen beiden Studien konnte klar nachgewiesen werden, dass der Prozess einer Dankbarkeit sich sowohl auf kognitiver, auf emotionaler wie auch physischer Ebene positiv auswirkt. Alle Studien weisen darauf hin, dass Dankbarkeit beim Prozess nicht nur auf gedanklicher Ebene geschehen soll und kann, sondern dass Dankbarkeit parallel auf der emotionalen Ebene von den Gefühlen verläuft. Anders ausgedrückt, es reicht nicht aus zu denken und zu sagen «ich bin dankbar». Es funktioniert nur, wenn die beiden Ebenen des Denkens und der Gefühle zusammen spielen. Losgelöst von diesen Studien weiss ich aus eigener Erfahrung schon seit Jahren, dass die 3 Bereiche: Kognition, Emotion und Körper so stark miteinander verbunden sind, dass nur Ansätze funktionieren, welche mindestens zwei, besser alle 3 Bereiche einschliessen und abdecken.

Persönliche Erfahrung

Einer meiner grossen Mentoren, Eckhart Tolle, schreibt in seinem Buch: Jetzt, die Kraft der Gegenwart, über die Dankbarkeit. Er schreibt: “Du kannst nicht dankbar und unglücklich sein, dass ist nicht möglich.» Viele Weisheitslehrer und Religionen haben seit tausenden von Jahren auf die Wichtigkeit der Dankbarkeit hingewiesen (wie seit wenigen Jahren nun auch Studien aus der Psychologie). Ich nahm diesen Satz von Eckhart Tolle auf, um die Dankbarkeit konkret in mein Leben zu integrieren und mache täglich Dankbarkeitsübungen. Bevor ich aus dem Haus gehe, praktiziere ich jeden Tag Methoden der Selbstregulation wie Autogenes Training oder Meditation. Bevor ich mit diesen starte, beginne ich immer mit 3 Punkten, wofür ich dankbar sein kann. Mir haben diese Übungen unglaublich viel Ruhe, Erkenntnisse und ein gutes Grundgefühl für das Leben gegeben.

Dankbarkeit im Coaching

Menschen, egal mit welchen Anliegen, die bei mir mehrmals in einem Setting waren, lernten die Intervention Dankbarkeit kennen. Dabei wende ich Fragetechniken aus der Coaching Ausbildung an. Das können offene Fragen, zirkuläre Fragen oder auch paradoxe Fragen zur Dankbarkeit sein. Es geht darum, dem Klienten bewusst zu machen, dass er oder sie immer für etwas dankbar sein kann, sei das «ich habe zwei gesunde Beine» oder «ich liebe es mit meinem Hund im Wald spazieren zu gehen.»

Dankbarkeit hat auch etwas mit Disziplin zu tun, denn einmal ist keinmal. Aus der Verhaltenstherapie wissen wir, dass ein Mensch ca. 3 Wochen braucht, damit sich bei ihm etwas verändert. Darum bekommen meine Klient:innen im Setting beim Transfer immer eine Dankbarkeitsübung mit nach Hause. Mit meiner persönlichen Erfahrung – und der Erfahrung aus unzähligen Settings, sind 3 Wochen der Dankbarkeit von 3 verschiedenen Punkten am Morgen und am Abend vor dem Einschlafen eine goldene Regel.

Wenn die Klienten diese goldene Regel einhalten, werden sie definitiv irgendwo eine Veränderung erleben. Woher ich das weiss? Ich habe den «Weg der Dankbarkeit» bereits gemacht – und gehe diesen jeden Tag weiter. «Bist du sicher, dass dieser auch bei mir funktioniert?» werde ich oft in Coachings gefragt. «Das weiss ich nicht» ist der erste Teil meiner Antwort – «warum findest du es in den nächsten 3 Wochen nicht selbst heraus?»

Ausbildungsangebote der IPC Akademie: Die IPC Akademie bietet umfassende Ausbildungslehrgänge im Bereich Coaching und Autogenes Training an. Diese Programme sind darauf ausgelegt, Fachkräften fundierte Kenntnisse und praktische Fähigkeiten zu vermitteln, um Menschen in ihrem persönlichen und beruflichen Wachstum effektiv zu unterstützen. Durch die Kombination von bewährten Techniken und innovativen Methoden bereitet die IPC Akademie ihre Teilnehmer optimal auf die Herausforderungen in der Begleitung und Beratung von Klienten vor.

Quellenangaben:
– Psychotherapieforschung 28 Jahrgang 2018 – Ausgabe 2, Y. Joel Wong, Seiten 192-202
– Dankbarkeit funktioniert – Robert Emmons, PhD. Direktor
– Jetzt! Die Kraft der Gegenwart, Eckhart Tolle, Kamphausen Verlag, 2010

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Der Autor

Pjorin Jenny

Name: Pjorin Jenny

Beruf: Betrieblicher Mentor, Business Coach, Autogener Trainer

Website: mental4you.ch, ap-consulting.ch

Motto: «Leben im Jetzt – mit Freude und Dankbarkeit seinen Weg gehen»

Ausbildner in: Zertifikat Coach, Business Coach, Mental CoachAutogenes Training, Begleitung zur Fachprüfung

Als Betrieblicher Mentor, Coach, Trainer, Betriebswirtschafter und Burnout-Berater unterstützt Alexander Pjorin Jenny Kunden:innen im beruflichen, wie auch privaten Umfeld. Dabei begegnen ihm sehr viele Menschen, welche kleine und grosse Herausforderungen im Bereich der Disziplin haben. Bei seinen Begleitungen verfolgt er einen ganzheitlichen Ansatz. Er ist aus eigener Erfahrung und unzähligen Begleitungen zum Thema Disziplin davon überzeugt, dass für einen nachhaltigen Erfolg bei einem Menschen verschiedene Ebenen einbezogen werden müssen. Er spricht dabei von der kognitiven, der emotionalen und der physischen Ebene eines Menschen. Der Fokus seiner Arbeit liegt bei der Verbindung aller drei Ebenen, also dem Denken, den Emotionen und dem physischen Körper. Nur so kann nachhaltig eine Veränderung, beziehungsweise eine Heilung eintreten. Sein Ansatz ist sehr praxisorientiert und einfach in das Alltagsleben integrierbar.