Die meisten Leser von diesem Blog kennen die Geschichte vom Frosch, der in einen kalten Kochtopf gesetzt wird. Danach dreht man die Herdplatte an. Zuerst fühlt sich der Frosch ganz wohl; plötzlich wird das Wasser heiss, der Frosch bleibt aber im Kochtopf, weil er gelernt hat zu warten und zu analysieren – und kurze Zeit danach liegt dann der gekochte Frosch im heissen Kochtopf. Die Geschichte stammt übrigens von Charles Handy aus seinem Buch von 1989 „The Age of Unreasen“. Es geht in diesem Buch um den positiven Umgang mit den zunehmend rascheren Veränderungen in der heutigen Gesellschaft – auch dies dürfte allen Lesern von diesem Blog auch aus ihrem Leben bekannt sein.

Gehen wir in den wissenschaftlichen Bereich der Psychologie, stossen wir sehr schnell bei den Lerntheorien auf die Konditionierungstheorie. Die Theorie geht davon aus, dass alles Verhalten erlernt ist. Es spielt dabei keine grosse Rolle, wie weit zurück oder wie tief wir konditioniert wurden (gelernt haben) und wir somit ein Verhalten erworben haben. Unser Verhalten hat immer eine Grundlage in unserem Kopf, auf unserer mentalen Ebene. Ein Beispiel: Du hast einen gut bezahlten Job und arbeitest schon 10 Jahre in einer Firma. Seit der neue Geschäftsführer die Geschicke lenkt, stehen nun noch grössere Ziele im Fokus, welche noch schneller von noch weniger Mitarbeitern-innen bearbeitet werden müssen. Die Arbeit, welche dir noch vor ein paar Monaten Freude bereitet hat, führt nun zu grossem Stress und raubt dir deinen Frieden und Schlaf. Es gibt nun unendlich viele Möglichkeiten, mit dieser Situation umzugehen. Du kannst kündigen, dich beschweren, weiter rennen, einen Verkaufstraining besuchen, deinen Chef mit einer Waffe bedrohen – ohne Wertung gibt es für dich tausend und eine Möglichkeit. Alle Möglichkeiten haben allerdings zwei gemeinsame Punkte: Die Veränderung und deren Konsequenzen. Egal was du machst (mit noch mehr Engagement weiter rennen) oder nicht machst (du raubst deinem Körper durch schlaflose Nächte die Gesundheit) hat mit Veränderung und Konsequenzen zu tun.

Veränderst du dich gerne? Ziehst du überhaupt in Betracht, dich in einer solchen Situation verändern zu wollen? Warum tun wir uns als Menschen mit Veränderungen so schwer?

Ein möglicher Blickwinkel

Die Menschen leben in ihrer eigenen Welt. Da bin ich – und da ist der andere. Wir legen uns durch unsere Erfahrungen (Konditionierung) unsere Welt zurecht – zum Teil bewusst, beziehungsweise in den meisten Fällen unbewusst. Wir urteilen und beurteilen dann nach unseren Konditionierungen (darum hat der Mann im weissen Gewand schon vor 2000 Jahren gesagt «urteilt nicht»). Jeder lebt in seiner eigenen Welt, welche subjektiv wahrgenommen wird. Subjektiv? Nein, nicht wirklich, sie ist ganz einfach das Resultat deiner Konditionierungen. Es kann sich dann so ausdrücken, dass du dich in bestimmten Situationen zurückziehst (bei unserem Beispiel die Arbeitsstelle kündigst) oder jeden Abend Entspannungsübungen machst (damit du wieder wenigstens 3 Stunden schlafen kannst). Ist es nun gut zu kündigen oder Autogenes Training als Entspannungsmethode zu praktizieren? Weder noch, es ist eine Frage deiner Konditionierung. Vielleicht hast du einen Workshop im positiven Denken absolviert und sagst dir jetzt im inneren: «Es gibt kein Problem für mich, es ist egal ob ich kündige oder nicht». Doch, da gibt es sehr wohl eine Herausforderung. Warum: weil du dir deiner Konditionierungen meistens nicht bewusst bist und so nicht agierst, sondern konditioniert reagierst (ich bleibe einfach mal im heissen Kochtopf und schaue was passiert, um mit der Metapher zu sprechen). Ich gehe soweit und sage dir, dass du gar nicht dein Leben lebst, sondern deine Konditionierungen dein Leben lebt. Wenn du mir nicht glaubst, reflektiere doch mal deinen Lebensbereich, wo du immer wieder «Probleme» hast.

Ein möglicher Lösungsansatz

Die Verhaltenstherapie geht gestützt auf der Lerntheorie der Konditionierung davon aus, dass alles Verhalten erlernt ist und somit wieder verlernt werden kann. Das bedeutet für dich, dass du gezielt dein jetziges Verhalten ablegen und ein neues Verhalten erlernen kannst. Es bedingt allerdings, dass du dir deiner Konditionierung bewusst bist / wirst, was mit mentaler Arbeit zu tun hat. Nur so kannst du dein Leben wirklich leben, du bist frei zu wählen, was dir und deinem Wesen, wir können auch sagen deiner Seele, entspricht.

Schauen wir uns das Beispiel von der Arbeitsstelle noch einmal an. Deine alte Konditionierung führte zum Verhalten, dass du bei jedem grösseren Widerstand sofort gekündigt hast. Wenn du dir nun diesem Verhaltensmuster bewusstwirst, hast du ganz neue und andere Optionen. Du hast die Stärke und die Kraft dich deiner Situation im Geschäft zu stellen, zu wählen, was in genau dieser Situation am sinnvollsten für dich und dein Leben ist. Es kann «Flucht» (Kündigung) sein, es kann aber auch neu «Kampf» sein (ich fordere eine Arbeitsstelle mit einer vernünftigen Zielsetzung und Umgang). Dann hört auch der Dialog von deinem inneren Team auf (ich spreche auch gerne vom inneren Engelchen und Teufelchen). Du bist klar, ausgeglichen und agierst adäquat auf jede neue Situation, egal wie heiss oder wie gross die Herausforderung ist.

Schon seit über 20 Jahren begleite ich Menschen als Business Coach. Das Anliegen von «Flucht» (Kündigung) und «Kampf» (wie gestalte ich konstruktiv meine Arbeitssituation) ist allgegenwärtig und zeigt sich in jeder Woche meiner Tätigkeit als Begleitperson von Menschen im betrieblichen Zusammenhang. Als Mentor, Coach, Berater und Trainer habe ich mit meinen Klienten-innen immer im Fokus, neue Blickwinkel in das konditionierte Wahrnehmen meiner Klienten-innen zu bringen. Wenn ich sehe, dass Menschen, welche ich begleiten darf, immer wieder in ähnlichen Situationen den «Kopf anschlagen» weiss ich genau, dass eine tiefgreifende Konditionierung dahintersteht. Immer mehr Menschen können erkennen, dass sie in einem Hamsterrad (grosse Ansammlung von Konditionierungen) sind und dadurch keine wirkliche Wahl haben. Eine professionelle Begleitperson wie ich hilft Menschen, ihre Konditionierung aufzuspüren, sie mit verschiedenen Techniken und Methoden aus dem Coaching und Mentaltraining zu bearbeiten und so den Menschen wieder zu befähigen, ein gesundes / ihr Leben zu führen.

Wie sehen deine Konditionierungen aus?

Quellenangaben:
– Charles Hardy, The Age of Unreasen, 1989
– Hobmair, Psychologie, 2017

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Der Autor

Pjorin Jenny

Name: Pjorin Jenny

Beruf: Betrieblicher Mentor, Business Coach, Autogener Trainer

Website: mental4you.ch, ap-consulting.ch

Motto: «Leben im Jetzt»

Ausbildner in: Autogenes Training, Begleitung zur Fachprüfung

Als Betrieblicher Mentor, Coach, Trainer, Betriebswirtschafter und Burnout-Berater unterstützt Alexander Pjorin Jenny Kunden:innen im beruflichen, wie auch privaten Umfeld. Dabei begegnen ihm sehr viele Menschen, welche kleine und grosse Herausforderungen im Bereich der Disziplin haben. Bei seinen Begleitungen verfolgt er einen ganzheitlichen Ansatz. Er ist aus eigener Erfahrung und unzähligen Begleitungen zum Thema Disziplin davon überzeugt, dass für einen nachhaltigen Erfolg bei einem Menschen verschiedene Ebenen einbezogen werden müssen. Er spricht dabei von der kognitiven, der emotionalen und der physischen Ebene eines Menschen. Der Fokus seiner Arbeit liegt bei der Verbindung aller drei Ebenen, also dem Denken, den Emotionen und dem physischen Körper. Nur so kann nachhaltig eine Veränderung, beziehungsweise eine Heilung eintreten. Sein Ansatz ist sehr praxisorientiert und einfach in das Alltagsleben integrierbar.