Burn-out – Ein Modewort oder eine Krankheit?

Diese Frage ist aus der fachlichen Perspektive gar nicht so einfach zu beantworten. Wenn wir die Internationale Klassifikation der Erkrankungen (ICD-10) nehmen, können wir für ein Burn-out folgende Definitionen lesen: «Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung» sowie «Ausgebranntsein». Bei anderen Diagnosen Klassifikationen wird ein Burn-out nicht einmal als eigenständige Diagnose aufgeführt (DSM5) – oder sie wird als eine Zusatzdiagnose (Neurasthenie) von Depressionen angesehen. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass es sich um ein „junges Krankheitsbild“ handelt. Die erste Abhandlung von H. Freundenberger wurde erst im Jahr1979 publiziert. Zusammenfassend können wir sagen, dass sich Fachleute noch uneins sind, wie und was die Krankheit ganz genau ist.

Was sind deine persönlichen Erfahrungen mit dem Burn-out?

Ich bezeichne ein Burn-out als eine Krankheit von «tüchtigen» und «erfolgreichen» Menschen. Der Grund liegt darin, dass die Erwartungen an lange Arbeitszeiten, perfekte Arbeit, wachsende Performance, Aussehen oder Statussymbole in der Gesellschaft immer noch grösser werden. Die Erwartungen erzeugen auf den Menschen immer noch mehr Druck, sei dies auf einen Geschäftsmann wie auch auf eine Hausfrau, welche ihre Kinder erzieht. Durch noch mehr Aktivität, Arbeit und Engagement versuchen heute die Menschen, den Erwartungen „gerecht“ zu werden. Der Schlaf wird kürzer, die Kompensationen durch Alkohol oder Luxusartikel wir noch grösser, bis das Leben im Hamsterrad nicht mehr bewältigt werden kann.

Irgendwann ist der Druck und der Stress so gross, dass das ganzheitliche Körpersystem den Stecker heraus zieht und sagt: „Ich kann und will nicht mehr“ – dann bist du ein tüchtiger, erfolgreicher und ausgebrannter Mensch – du hast ein Burn-out.

Wie kann ich mir einen Menschen in einem Burn-out vorstellen?

Wir müssen ein Burn-out als einen Prozess mit fliessenden Übergängen ansehen. Um es ganz einfach zu erklären, kommt zuerst „der Weg in ein Burn-out“, dann „das eigentliche Burn-out“ und darauffolgend können wir von einem „Heilungsprozess“ sprechen.

„Der Weg in ein Burn-out“:

Da der Druck immer grösser wird, kann der einzelne Mensch sein Leben nicht mehr adäquat bewältigen. Er versucht nach aussen alles, um dem Druck und den Erwartungen gerecht zu werden. Arbeitet Tag und Nacht, um sein Leben, welches sich vor allem in seinem Kopf abspielt, aufrecht zu erhalten – bis irgendwann der Körper nicht mehr mitmacht.

„Das eigentliche Burn-out“:

Hier geht auf körperlicher und geistiger Ebene nichts bis gar nichts mehr. In dieser Phase sind Menschen je nach Stärke des Burn-outs, zum Teil nicht einmal mehr in der Lage am Morgen aufzustehen. Ohne fremde Hilfe kommt ein Mensch in dieser Phase selbst nicht mehr heraus.

„Heilungsprozess“:

Durch eine Betreuung von einer oder mehreren Fachpersonen gelingt es Ärzten, Psychologen und Burn-out Fachpersonen, in Zusammenarbeit, Menschen innert ca. 4 bis 24 Monaten (je nach Stärke und Komplexität), wieder in den Alltag zurück zu führen, damit dieser wieder bewältigt werden kann – ein kleiner Teil bleibt auf der Strecke und bezieht eine IV-Rente.

Was können Ansätze im Bereich Burn-out sein?

Zuerst einmal müssen wir hier die Prävention und die Pathologie trennen. In einem eigentlichen Burn-out gehören Menschen in die Begleitung von Ärzten sowie Fachpersonen aus dem Burn-out Bereich. Je nach Umfeld und Stärke des Burn-outs, werden solche Patienten von einem Arzt in eine Klinik eingewiesen. Dort werden sie zuerst stabilisiert, um dann eng von Ärzten und Fachpersonen begleitet und wieder aufgebaut zu werden.

Aus Sicht von Begleitungspersonen in den Rollen Coach, Trainer und Berater steht die Prävention im Fokus. Hier hat eine Begleitungsperson die Aufgabe, Klienten-innen so zu unterstützen, dass sie ihr Leben so gestalten, dass eine Bewältigung möglich ist. Dabei liegt der Fokus sowohl bei der äusseren Lebenssituation, wie auch in der mentalen Verarbeitung von Gedanken und Gefühlen.

Die neurobiologische Ebene (das Nervensystem) steht im Zusammenhang mit einem Burn-out. Denn bei einem Burn-out nimmt die Verarbeitung im Nervenschaltkreis des Hirns immer mehr ab. Am Schluss ist die Verbindung  zwischen dem Hypothalamus, dem Thalamus (beide im Zwischenhirn) und dem vegetativen Nervensystem „unterbrochen“. Wir können sagen, dass sich das Bewusstsein vom Gedächtnis und dem Nervensystem trennt. Aus genau diesem Grund können Menschen in oder vor einem Burn-out nicht wahrnehmen, dass sie gefährdet sind. Ehepartner-innen, Freunde und Mitarbeiter weisen diese Menschen schon lange darauf hin, dass sie nicht mehr gesund sind, viel zu viel arbeiten und etwas nicht mehr stimmt. Selbst bemerkt man aber nicht mehr, ob dieser Schaltkreis noch funktioniert.

Um nicht Gefahr zu laufen, selber in ein Burn-out zu fallen, können regelmässige Reflexionen mit folgenden Fragen / Aussagen sehr hilfreich sein:

  • Muss alles in meinem Leben perfekt sein?
  • Habe ich Schwierigkeiten, mich abzugrenzen und Nein zu sagen?
  • Mehr Arbeit und Engagement helfen mir, meine Probleme im Leben zu lösen.
  • Mein Terminkalender und mein Alltag bestimmen und kontrollieren mich Tag und Nacht.
  • Ich schlafe nicht mehr gut und wache morgens erschöpft auf.
  • Die Auseinandersetzung mit solchen Fragen und Aussagen geben dir oder deinem Umfeld die Möglichkeit für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Burn-out. Je mehr JA’s du bei den Fragen und Aussagen hast, desto grösser ist dein Risiko für eine Erkrankung.

Coaching Tipp: Einmal pro Jahr einen professionellen Coach oder Berater aufzusuchen, um sich von und mit ihm reflektieren zu lassen, ist eine sichere und effektive Burn-out Prävention. Über einen allgemeinen Burn-out Fragebogen nach Dr. Rolf Merkle oder das Ausfüllen vom Lebensrad wird schnell klar, ob du oder jemand aus deinem Umfeld Burn-out gefährdet ist oder nicht.

Quellenangaben
Classification of Diseases (ICD) (who.int)
Home │ psychiatry.org
Informationen zur Stressbewältigung und zum Burnout (palverlag.de)
– Merke, R. (2018). Wenn das Leben zur Last wird
– Lazarus, R. S. (1984). Stress Appraisal & Coping

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Der Autor

Pjorin Jenny

Name: Pjorin Jenny

Beruf: Betrieblicher Mentor, Coach, Lehrer für Autogenes Training & Ausbildner

Website: mental4you

Motto: «Leben im Jetzt»

Ausbildner in: Zertifikat Coach, Business Coach, Mental Coach, Life Balance Coach, Autogenes Training, Begleitung zur Fachprüfung

Als Mentor, Coach, Trainer, Betriebswirtschafter und Burnout-Berater unterstützt Pjorin Jenny Kunden im beruflichen, wie auch privaten Umfeld.Dabei begegnen ihm sehr viele Menschen, welche kleine und grosse Sorgen und Ängste in sich tragen. Bei seinen Begleitungen verfolgt er einen ganzheitlichen Ansatz. Er ist aus eigener Erfahrung und unzähligen Begleitungen zum Thema Angst davon überzeugt, dass für einen nachhaltigen Erfolg bei einem Menschen verschiedene Ebenen einbezogen werden müssen. Er spricht dabei von der kognitiven, der emotionalen und der physischen Ebene eines Menschen. Der Fokus seiner Arbeit liegt bei der Verbindung aller drei Ebenen, also dem Denken, den Emotionen und dem physischen Körper. Nur so kann nachhaltig eine Veränderung, beziehungsweise eine Heilung eintreten. Sein Ansatz ist sehr praxisorientiert und einfach in das Alltagsleben integrierbar.