Die Dreieckstheorie der Liebe – 3 Komponenten und 8 Arten der Liebe?

Hast du dich schon einmal gefragt, ob es eine Theoriemodell zur Liebe gibt? Ja, das gibt es – Die sogenannte «Dreieckstheorie der Liebe», welche der US-amerikanische Psychologe Robert Steinberg 1984 aufgestellt hatte, mehr dazu jedoch später.

Was war sein Leitgedanke? Er wollte aufzeigen, was Menschen antreibt sich in Beziehungen zusammen zu tun. Aktuell findet sein Modell erneut viel Aufmerksamkeit. Warum? Noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte konnten so viele Variationen von Beziehungsmodellen ohne Angst vor staatlichen oder religiösen Konsequenzen gelebt werden! Die Erfüllung des eigenen Lebens mit wechselnden oder auch ohne Partner, Partner variierenden Geschlechtes, mit oder ohne Kinder ist heutzutage möglich – ein absolutes Novum in der Geschichte der Menschheit…

Diese Theorie basiert auf der Idee, dass Liebe aus drei Komponenten besteht: Vertrautheit, Leidenschaft und Entscheidung bzw. Bindung. Anhand der Kombinationsvarianten ergeben sich daraus die acht Arten der Liebe.

Von was ging Sternberg aus? Er war der Annahme, dass wir alle in unserem Leben unterschiedliche Arten von Liebe beziehungsweise auch von Beziehungen durchlaufen. Wir können unterschiedliche Arten von Liebe im Laufe unseres Lebens mit unterschiedlichen Partnern leben. Ja, wir können sogar unterschiedliche Arten von Liebe zeitlebens mit ein und demselben Partner erleben. Dies ist abhängig von der Situation, in der wir uns befinden und dem Stadium, in dem sich aktuell unsere Beziehung gerade befindet. Daraus resultieren acht Arten von Liebe.

Komponente 1: Vertrautheit bzw. Intimität

Die Vertrautheit bzw. Intimität steht für die erste Komponente und umfasst positive Gefühle für den Partner: Wie z.B. Nähe, Respekt gegenüber dem Partner, Bindung, Verbundenheit, Wärme, Wertschätzung, Unterstützung und noch viele weitere. Sie ist sozusagen die emotionale Komponente der Beziehung. Um was geht es hier wirklich? Man ist breit sich miteinander zu verbinden, sich aufeinander einzulassen und anzuvertrauen. Das Vertrauen wird gepflegt und das Ziel wird verfolgt dem anderen Gutes zu tun. Es geht darum, dass Worte und Handlungen im Einklang sind: Sprich was gesagt wird, wird auch umgesetzt und somit ist der gegenseitige Verlass aufeinander gegeben.

Komponente 2: Leidenschaft

Die zweite Komponente der Dreieckstheorie der Liebe ist die Leidenschaft. Und diese Komponente wirkt unheimlich aktivierend, denn es geht hier um sexuelle Bedürfnisse. Das Gefühl von gegenseitiger Anziehung und sich körperlich hinzugeben ist vordergründig „Perhomone liegen in der Luft“. Die Sehnsucht und das Verlangen sich vom anderen angezogen zu fühlen und somit Berührung und Nähe zu leben. Selbstverständlich geht es auch darum Einsamkeit zu vermeiden. Das Wechselspiel von Dominanz und Unterwürfigkeit trägt auch einen Anteil der Leidenschaft. Es ist die motivationale Komponente der Liebe. Und die steht in enger und wechselseitiger Verbindung mit der ersten Komponente, der Vertrautheit bzw. Intimität. Warum? Einerseits ist es möglich, dass Vertrautheit und Verbundenheit eine Leidenschaft füreinander auslöst… Ja und andererseits kann auch eine Leidenschaft dazu führen, über die Zeit Vertrautheit zwischen zwei Menschen zu erzeugen. Vielleicht hast du dies schon einmal erlebt…

Komponente 3: Entscheidung bzw. Bindung

Die dritte Komponente ist die kognitive Komponente der Liebe: Die Entscheidung sich bewusst in eine feste Liebesbindung mit einem anderen Menschen zu gehen. Und damit ist gemeint, sich für den anderen zu entscheiden. Denn auch wenn ich mit jemandem viel Zeit verbringe, viel Spass habe, heisst das noch nicht gleichzeitig, dass ich mich auch für ihn entscheide.

Wirken sich Beziehungskomponenten auch auf deine Partnerschaft aus? Ja…

Wie du für deinen Partner, deine Partnerin empfindest kann je nach Ausprägung jeder einzelnen Komponente und aller drei Komponenten zusammen entscheidend sein, denn die drei Komponenten beeinflussen sich wechselseitig.

Oft gelten in Beziehungen diese paar typischen Beobachtungen:

In engen Beziehungen spielt meist die Vertrautheit eine sehr grosse Bedeutung, v.a. im Vergleich zu Beziehungen, die keine oder nur wenig Nähe aufweisen.

In kurzen Beziehungen spielt die Leidenschaft meist eine grössere Rolle als in langen Beziehungen.

Die acht Liebesformen nach Sternberg

Liebesform 1: Die Nicht-Liebe

Hierbei handelt es sich um eine sehr oberflächliche Beziehung, denn es fehlt an Vertrautheit, Leidenschaft und Bindung. Die Partner gehen sehr kühl miteinander um, es mangelt an Intimität und es stellt sich die Frage, warum diese beiden Menschen überhaupt miteinander in einer Beziehung sind.

Liebesform 2: Sympathie

Bei der Sympathie ist wenigstens die Komponente der Vertrautheit, bzw. der Verbundenheit erfüllt. Eine gewisse Form von Intimität ist gegeben, dies jedoch ohne Leidenschaft und tiefer Bindung. Es ist ein sich mögen und Nähe ist in dieser Liebesform geschaffen, wie dies zum Beispiel oft in Freundschaften oder in kurzen Beziehungen der Fall ist.

Liebesform 3: Verliebtheit

Wer kennt diese Liebesform nicht… Mit grosser Bestimmtheit hast auch du sie schon erlebt und kannst dich vielleicht noch bestens daran erinnern. Hier ist die Komponente der Leidenschaft am stärksten ausgeprägt: Daher kann die Liebe sehr schnell stattfingen zugleich kann sie jedoch auch rasch wieder vergehen. Sie wird oft auch als «Liebe auf den ersten Blick» umschrieben. Dabei können psychophysiologische Faktoren eintreten wie: Erhöhte Herzfrequenz, Herzklopfen und vermehrte Hormonausschüttung (v.a. Serotonin und Dopamin). Auch das Kuschelhormon Oxytocin ist hoch im Kurs und man «kann oft kaum die Finger voneinander lassen»… Aus Sicht der Wahrnehmungspsychologen entscheiden wir oft innerhalb von Sekunden einfach auf Basis der Attraktivität des Anderen, spannenderweise ganz ohne weitere Informationen über dieser Person.

Liebesform 4: Leere Liebe

Die vierte Liebesform nennt sich die leere Liebe. Ein eher undankbare «Namensgebung», weil hier der Fokus auf der Bindung bzw. auf der Entscheidung füreinander liegt. Oder vereinfacht gesagt: Es gibt kein «Kuschelhormon» für den Alltag und durch den Faktor Zeitspanne in einer Beziehung lässt die Leidenschaft als auch die Intimität einfach nach, bis schlussendlich «nur» noch die Bindung übrigbleibt. Die Beziehung wird also aufrechterhalten, weil man sich dafür entschieden hat: Z.B wegen den gemeinsamen Kindern, aufgrund der finanziellen Abhängigkeit, dem gemeinsamen Eigentum oder einer gemeinsamen Firma. Das ist die leere Liebe – eine reine Vereinigung ohne Leidenschaft, ohne Intimität.

Liebesform 5: Romantische Liebe

Die fünfte Liebesform ist die romantische Liebe. Und hier fehlt es an genau dieser Bindung bzw. Entscheidung füreinander. Vertrautheit und Leidenschaft sind sehr stark ausgeprägt, aber aus verschiedenen Gründen wird sich nicht füreinander entschieden. Es gibt keine Verbindlichkeit in dieser romantischen Liebe. Sie ist eine emotionale und leidenschaftliche Vereinigung ohne jegliche tiefere Bindung. Diese Liebesform wird daher auch mit Paaren aus klassischem romantischem Wirken, wie Romeo und Julia oder Tristan und Isolde zugeschrieben.

Liebesform 6: Kameradschaftliche Liebe

Sie basiert auf Vertrautheit und auf Verbindlichkeit, auf der Entscheidung füreinander. Wir kennen diese Liebesform es ist die der langjährigen Freundschaften oder Geschwisterliebe, also eine Liebe ohne Leidenschaft. Aber auch partnerschaftliche Beziehungen können sich in diese Richtung entwickeln: Wenn es keine Leidenschaft mehr gibt, aber noch immer Intimität und Liebe füreinander zur Bindung dazu, dann ist aus der Beziehung eine kameradschaftliche Liebe geworden und sie ist nicht in einer leeren Liebe geendet. Z.B. Liebe im Alter oder nach schweren Krankheiten kann in diese Form bewusst oder unbewusst übergehen.

Liebesform 7: Alberne, törichte, närrische Liebe

Wenn Menschen zu schnell Bindungen eingehen und diese auf keiner vertrauten Basis beruhen, dann sprechen wir von der siebte Liebesform: Sie wird die alberne, törichte oder närrische Liebe genannt. Hier fehlt es an Vertrautheit. Was ist die Quintessenz daraus? Ohne Basis und Vertrautheit hat die Liebe ein kurzes «Verfallsdatum» und die Beziehungen sind oft schnell wieder beendet.

Liebesform 8: Vollkommene Liebe

Und «last but not least: Die achte und von vielen Menschen angestrebte Liebesform: Die vollkommene Liebe. Hier sind alle drei Komponenten erfüllt – Vertrautheit, Leidenschaft und Bindung. Meist findet sie in langfristigen Beziehungen statt, aber bei weitem nicht alle Beziehungen erreichen diese vollkommene Liebe! Sie ist die vollständige, ideale Liebe und auch diese Liebe entsteht nicht «aus dem Nichts heraus». Wer vollkommene Liebe erreichen will, muss als Partner gewillt sein, seinen Einsatz zu leisten, um sie stabil zu halten und alle drei Komponenten dauerhaft in Einklang bringen.

Die beiden Neurowissenschaftler Semir Zeki vom University College London und Andreas Bartels (heute am Max-​Planck-​Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen tätig) nahmen im Jahr 2000 per funktioneller Magnetresonanztomografie das Gehirn von 17 Probanden unter die Lupe. Einmal zeigten sie den schwer Verliebten Bilder ihrer Partner und ein andermal Fotos von Freunden. Wie sich zeigte, sprang beim Anblick des innig geliebten Menschen vor allem das limbische Belohnungssystem an. Die Probanden reagieren auf ihre Liebsten, wie Kokainsüchtige oder Alkoholiker! Interessanterweise fuhren jedoch zeitgleich andere Gehirnareale runter und waren weniger durchblutet, wie zum Beispiel der präfrontale Cortes – zuständig für rationale Entscheidungen oder das Angstzentrum die Amygdala (Mandelkern).

Dem nicht genug, ein Netzwerk um die temporale-parietale Kreuzung drosselte ihre Aktivität, welche uns erlaubt einen Menschen sozial einzuschätzen. Verliebt und «kopflos?  Gemäss Hirnforschern hat es was an sich und auch Zeki und Bartels vermuten in ihren Ergebnissen eine neurobiologische Erklärung, warum Liebe blind macht.

Gibt es DAS «Geheimrezept» für die Liebe? – 3 wertvolle Ansätze…

In meiner Praxistätigkeit fällt mir bei Paaren, welche glücklich seit über 20, 30, 40 Jahren und mehr zusammen sind, folgende drei faszinierende Ansätze immer wieder auf, wenn ich nach ihrem persönlichen «Geheimrezept» für ihre Liebe nachfrage:

Liebe heisst sich zeitlebens auf sein Gegenüber einzuschwingen UND gleichzeitig die Freiheit zu lassen, die eigene Lebensmelodie spielen zu können»…
Humor und Selbstliebe sind die Basis ihrer langjährigen Liebe. Zusammen lachen, zusammen Spass haben, auch in hektischen und herausfordernden Zeiten… Mut zur Selbstliebe: Wie kann ich einen anderen Menschen denn lieben, wenn ich mich selbst nicht einmal lieben kann?
Die Grösse haben gemeinsam ab und an auch getrennte Wege gehen zu dürfen – oder vom «Wechselspiel von Nähe und Distanz». Immer wieder die Möglichkeit nutzen sich gegenseitig Freiraum zu schaffen, denn wir sind und bleiben nun einmal Individuen… Seine eigenen Lebensbereiche zu zelebrieren hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit Selbstfürsorge.

Quellenangaben:
wikipedia.org
dasgehirn.info
psy-on.de
Cacioppo, F et al: Social Neuroscience of Love. In: Clinical Neuropsychiatry 2012;9(1), S. 3 – 13.

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Die Autorin

Nicole Studler

Name: Nicole Studler

Beruf: Naturheilpraktikerin Schwerpunkt Hypnosetherapie

Website: hypnomed.ch

Motto: «Liebe ist eine Komposition, bei der die Pausen genauso wichtig sind, wie die Musik» – Senta Berger

Ausbildnerin: Diplom Mental Coach

Es kommt nicht darauf an wie viel du tust, sondern mit wieviel Liebe, Passion und Humor du etwas tust! Die Essenz als Begleiterin von Menschen sieht Nicole Studler darin, die Selbstliebe erneut zu finden. Die Rückbindung an sich selbst, stabilisiert und weckt ungeahnte Kräfte in uns, egal wie schwierig und desperat sich die Lebenssituation gerade darstellen mag. Ein weiteres Potential sieht sie in der Klarheit und Bewusstseinsschaffung für das eigene Wertesystem: Wer seine Werte kennt und lebt erhöht seine Handlungskompetenz. Das Leben ist eine Bühne – Wer die Rollenvielfalt der eigenen Persönlichkeit intus hat, kann sie gezielt als Ressourcenpotential für seine mentale Kraft nutzen. Seit 10 Jahren ist Nicole als Naturheilpraktikerin, wie auch als Erwachsenenbildnerin tätig. Ihr Ziel ist es als Ausbildner in ihren Teilnehmern die Faszination für die Wandelbarkeit, die Vernetzung und das Miteinander von Naturheilkunde und Schulmedizin zu wecken.