Wie hast du damals den Einstieg ins Erwerbsleben gemeistert? Wie einfach viel es dir, von zu Hause auszuziehen und dich in einer neuen Wohnung/Umgebung niederzulassen? Hast du diesen Prozess eher als anstrengend, schwierig und mühsam erlebt oder vielleicht sogar als Leichtigkeit und warst motiviert, dass mal etwas voran geht in deinem Leben?

Das wirklich Gute an der Geschichte ist, dass Veränderungsprozesse immer in Phasen ablaufen. Der etwas schwierigere Teil besteht in der Phase des Überganges, welche eine der Schwierigsten innerhalb dieses Prozesses darstellt.  Alles ist in Bewegung und nichts mehr funktioniert nach den alten Mustern. Denn die Phase des „nicht mehr“ und „noch nicht“ ist durch ganz eigene Merkmale geprägt.

Übergang und der Unterschied zur Transition

Bevor wir uns hier weiter vertiefen, gilt es grundsätzlich mal zu verstehen, was denn überhaupt ein Übergang darstellt. Als Übergang werden Ereignisse bezeichnet, die für Menschen bedeutsame Veränderungen mit sich bringen. Dies kann eine unspektakuläre Beförderung innerhalb der aktuellen Arbeitsstelle sein oder ein viel bedeutsameres Ereignis wie beispielsweise der Eintritt ins Erwerbsleben, der Übergang der Partnerschaft zur Elternschaft, damit verbunden die Schwangerschaft oder eine mögliche Trennung. Teile dieser Veränderungsprozesse sind gewollt, andere hingegen kommen völlig unerwartet. Ein weiteres Merkmal eines Überganges oder einer damit verbundenen Veränderung ist, dass sie ganz schnell erfolgen kann, was eine weitere Herausforderung darstellt.

Fakt ist, dass immer mehr Übergänge sowohl beruflicher wie auch privater Natur in immer kürzerer Zeit zu bewältigen sind. Sie sind mit einem Abschied von Vertrautem verbunden und erfordern ein „Sich Einlassen auf Neues“. Neue Menschen, neue Einrichtungen, neue Abläufe und Verhaltensweisen. Die Herausforderung ist, dass die Veränderung zwar offensichtlich sein kann, jedoch die Psyche nicht mit diesem Tempo mithalten kann.

Die gesamte Übergangserfahrung, die ein Mensch in einem Veränderungsprozess vollzieht, wird als Transition beschrieben. Ein Übergang selbst ist lediglich das einfache Ereignis, welches stattfindet. An einem Alltagsbeispiel illustriert ist ein möglicher Übergang eine Scheidung die als Ereignis am Tag XY vollzogen wird. Die gesamte Übergangserfahrung, die ein Mensch in dieser Veränderung vollzogen hat wie beispielsweise die Trennung, Neuorientierung und der Aufbau des neuen Lebens ohne den Ehepartner wird als Transition beschrieben. Daher ist sie viel komplexer und bezieht sämtliche Auswirkungen eines solchen Prozesses mit ein. Sie wird als interner psychologischer Prozess bezeichnet, welcher ein Mensch durchläuft, wenn neue Situationen verinnerlicht oder er sich generell an neue Situationen anpassen muss, welche durch Veränderungen entstehen.

Ausgangspunkt für den Umgang mit Übergängen ist nicht das Ergebnis selbst, sondern das Ende des Verlassens der alten Situation. Die Veränderung ist also das Ereignis, die Transition der Prozess, welcher als Reaktion Veränderungen durchlaufen wird.

Ganz generell sind Transitionen im Leben eines Menschen wichtig, da sie entwicklungsfördernd sind. Entscheidend ist jedoch, wie solche Übergänge vorbereitet und begleitet werden. Denn ein gut begleiteter Übergang kann die seelische Widerstandskraft sowie die eigene Resilienz stärken.

Mikrotransitionen aus unserem Alltag

Im Alltag gibt es verschiedene Mikrotransitionen. Ein Beispiel dafür ist der Übergang vom Wach sein zum Schlafen oder das Switchen der verschiedenen Rollen von beispielsweise Mutter sein (im Kontext zu Hause sein mit Kindern und Haushalt) zur Mitarbeiterin oder Vorgesetzten im beruflichen Setting. Dabei sind Verantwortungen, Tätigkeiten und Erwartungen unter Umständen ganz unterschiedlich gelagert. Sowohl das „In den Schlaf finden“ als auch der Rollenwechsel kann eine tägliche Herausforderung darstellen.

Das Übergangsmodell nach Bridges

Übergänge richtig wahrzunehmen und zu gestalten, geschieht am Besten, wenn der Übergang in drei Phasen unterteilt und jede davon beschrieben wird. Das Brückenübergangsmodell nach Bridges stellt das ideale Modell dar, um Übergänge erfolgreich zu gestalten.

Die drei Phasen sehen wie folgt aus:

Das Beenden:
Der erste und damit wichtigste Schritt ist, dass erkannt wird, dass jede Veränderung einen Verlust mit sich bringt. Es gilt zu verstehen, dass ein Übergang immer damit beginnt, dass man etwas loslassen muss. Somit findet ein Ablösungsprozess statt, in welchem es wichtig ist, Abschied zu nehmen und entsprechende Trauerarbeit zu vollziehen. Sich von Altem zu lösen, bedeutet manchmal auch sich der gesamten Gefühlspalette zu stellen. Wut kann ein Teil davon sein, welche uns jedoch auch die nötige Portion Energie verleiht, um die Veränderung einzuleiten. Du gibst dich nicht länger mit der alten Situation zufrieden, sondern stehst für das ein, was dir wichtig ist. Oft ist genau dieser Ablösungsprozess auch von einer gewissen Angst begleitet, weil ja noch nicht klar ist, wo das Neue einem hinführt. Vielleicht ist auch eine gewisse Erleichterung vorhanden, dass das Alte nicht mehr sein wird und zugleich wird das Alte und doch Vertraute arg vermisst.

Die neutrale Zone:
Innerhalb dieser Phase werden neue Arten des Seins entdeckt, aber gleichzeitig wird dieser Zwischenbereich oft auch als Bedrohung wahrgenommen. Der Mensch lernt neue Dinge, schafft neue Prozesse und beginnt, sich auf neue Anfänge zuzubewegen. Gleichzeitig steht seine Identität auf dem Spiel. In diesem Moment möchte er am liebsten wieder zurück zum sicher erlebten Ausgangspunkt. Die Gefühlsachterbahn, welcher dieser Schritt mit sich bringt, ist völlig normal. Es ist völlig ok, wenn man sich mal verloren oder frustriert und in einem nächsten Moment sogar belohnt oder erheitert fühlt. Wichtig ist, dass verstanden wird, was nach dem ersten Schritt (dem Beenden) im Veränderungsprozess kommt, um besser mit der Situation umgehen zu können.

Die neutrale Zone wird auch als psychologisches Niemandsland zwischen der alten und neuen Wirklichkeit benannt. Es ist der Schwebezustand zwischen der alten und neuen Identität. Es ist die Zeit, in der die alten Verhaltensweisen nicht mehr funktionieren, jedoch das neue Verhalten noch ungewohnt ist.
Wenn du dich wieder an deine erste Wohnung zurückerinnerst, die erhaltene Beförderung oder dein Kind, welches geboren wurde. Die Veränderung kam wahrscheinlich sehr plötzlich. Dies stellt jedoch nur die situationsbezogene Veränderung dar. Der innere psychologische Übergang hat sich seit längerem und wesentlich langsamer vollzogen. Auf jeden Fall wurdest du nicht schneller ein neuer Mensch, wie es äusserlich den Anschein machte. Sondern hattest Schwierigkeiten, den Zustand zu handeln, welcher weder neu noch alt war. Es war wohl eine emotionale Achterbahnfahrt, eine Zeit, in welcher du dir nicht sicher warst, wer du genau bist und was real ist.

Wichtig ist, dass du dich von dieser Zone nicht überraschen lässt, auch wenn du vielleicht Angst verspürst und am liebsten so rasch als möglich wieder aus dieser Situation herauskommen willst. Wichtig ist, dass du weisst, dass es die neutrale Zone gibt, wie sie sich anfühlen kann und dass sie früher oder später kommen wird. Es bringt nichts, wenn du sie möglichst schnell hinter dich bringen willst. Stellst du dich dieser Herausforderung und dieser Phase der Veränderung aktiv, ist die Chance da, dass du nicht nur grundsätzlich schneller hindurchkommst, sondern auch gestärkt herauskommen wirst. Verlässt du die Situation, dann besteht die Gefahr, dass du den Übergang für deine Persönlichkeit verhinderst, wodurch die Veränderung gefährdet ist. Deshalb stellt dies einen der wichtigsten Momente für einen gelingend Übergang dar, genau diesen Moment der Verunsicherung und der Gefährdung zu durchschreiten oder sogar zu überleben.
Fliehst du zu schnell aus dieser Zone, dann setzt du nicht nur die Veränderung aufs Spiel, sondern verlierst eine Gelegenheit für dich und deine Persönlichkeit. Es ist nämlich die Zeit, wo neue Muster geschaffen, alte und unpassende Muster ersetzt werden durch solche, die besser zur neuen Welt passen. So schmerzhaft sie auch ist, die neutrale Zone ist für jeden Einzelnen eine grosse Chance um kreativ und innovativ zu sein sowie sich weiterzuentwickeln und zu erneuern. Deshalb stellt die neutrale Zone sowohl ein gefährlicher Ort als auch ein Ort voller Möglichkeiten dar. Es ist schlussendlich der Kern jedes Übergangsprozesses.

Der Neuanfang:
Diese Phase ist geprägt von der Akzeptanz. Der Mensch anerkennt nun, dass er Teil eines Veränderungsprozesses ist und ein vollständiger Übergang zu einer neuen Realität möglich ist. Der Hauptzweck besteht darin, die Ergebnisse der Veränderung zu verbessern und die Klarheit über den Zweck und die Geschwindigkeit der Umsetzung aufrechtzuerhalten. Es geht darum, sich im Neuen einzufinden und den Platz einzunehmen und neu zu gestalten. Erst in diesem Moment wird die Veränderung sicht- bzw. spürbar. Dieses sich im Neuen einfinden braucht seine Zeit und Kraft. Und auch hier gilt, dass nochmals das gesamte Gefühlsspektrum durchlebt werden kann. Denn nur so besteht die Möglichkeit, dass sich der Mensch im neuen Verankern und heimisch werden kann.

Die erfolgreiche Gestaltung eines Überganges

Das Leben wagen bedeutet eben auch, sich die Übergänge zuzumuten. Ohne diesen Mut kommt es zu einem Lebensstillstand.
Zur Gestaltung eines Überganges gehören Rituale. Die einfachste Ritualisierung ist das Benennen der Übergangssituation selbst. Dann gilt es, sich der aktuellen Situation zu stellen und trotz Gefühlschaos achtsam zu sein in Bezug auf verschiedene Lebensbereiche, wie die Gesundheit, die sowohl die Ernährung, den Schlaf, die Bewegung etc. miteinbezieht. Schaffen es Menschen, dass sie in der neutralen Zone besonders gut für sich schauen, um stabil und kräftig zu sein, besteht die Chance, dass sie die anstrengenden Aufgaben im Übergangsprozess auch bearbeiten können.
Das sorgfältige Gestalten von Übergängen führt dazu, dass Prozesse sauber und klar abgeschlossen werden können. Denn je sorgfältiger und bewusster etwas Altes abgeschlossen wird, desto freier und entschlossener kann etwas Neues angegangen werden. Gerade in solchen Situationen ist es vorteilhaft, Menschen an seiner Seite zu haben, die dich während den einzelnen Phasen innerhalb des Prozesses unterstützen und diese so gestalten, dass eine Veränderung, ob nun gewünscht oder nicht, erfolgreich vollzogen werden kann.

Interessiert es dich, mehr über diese Thematik zu erfahren? Wie du Menschen mit einem gezielten Werkzeug in ihren Übergangsprozessen begleiten kannst? Die IPC Akademie hat dazu die Weiterbildung im Angebot «Der Weg aus dem Hamsterrad der Veränderung», welche dieses Jahr am 26. Oktober 2023 und nächstes Jahr wiederum im Herbst am 16. September 2024 stattfinden wird. Ich freu mich, dich da zu sehen.

Nebst dem sie als Ausbilderin tätig ist, begleitet sie vor allem Schwangere und Berufstätige Mütter zur Erlangung einer Balance und inneren Ruhe, um im Alltag alles unter einen Hut zu bringen. Kinder unterstützt sie im Bereich Lerncoaching und Sportler zur Erlangung von mentaler Stärke, um zum gewünschten Zeitpunkt ihr volles Potenzial abrufen zu können.

Quellenangaben:
Managing Transitions von William und Susan Bridges

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Die Autorin

Sindy Müller

Name: Sindy Müller

Beruf: Mental Coach und Dozentin

Website: sindymueller.ch

Motto: «Veränderung ist nur möglich, wenn du bereit bist, ein Risiko einzugehen. »

Ausbildnerin: Zertifikat Coach, Diplom Mental Coach

Sindy Müller ist durch Erfahrungen vom mentalen Bereich im Sport fasziniert, welches Sie in ihren praxisnahen Unterricht einbaut.
Wenn Menschen ihre Kompetenzen aktiv durch den Besuch einer Aus- oder Weiterbildung weiterentwickeln wollen, fasziniert sie das. Da will sie auch einen Teil davon sein und ihr Wissen und die in der Praxis gemachten Erfahrungen weitergeben. Sindy Müllers Stärken sind der Umgang mit Menschen, die abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung sowie die praxisbezogene Wissensvermittlung. Nebst dem sie als Ausbildnerin tätig ist, unterstützt sie Sportler als Coach bei der Erreichung ihrer Ziele. Menschen zu begleiten und sie in ihrem Potential zu fördern macht Sindy Müller Spass. Zu sehen, wie Veränderungen aktiv mitgestaltet werden können, motiviert auch sie, stets am Ball zu bleiben und sich laufend weiterzubilden, um die Kunden bestmöglich zu unterstützen.