Das Wort sagt es schon: Das Selbstbild ist das Bild, das wir von uns selbst haben – so wie wir uns sehen und wahrnehmen. Dem Selbstbild gegenüber steht das Fremdbild, welches das Bild, das Andere von uns haben, darstellt. Soweit so gut. Aber wie beeinflusst unser Selbstbild wie wir denken, fühlen und handeln? Welchen Einfluss hat es auf unseren Umgang mit negativen Ereignissen, Rückschlägen und Herausforderungen? Und was hat ein positives Selbstbild auf sich?
Negatives Selbstbild vs. positives Selbstbild
Ich möchte Sie ein paar Jahre zurück in Ihre Vergangenheit entführen: Stellen Sie sich einen richtig schlechten Tag aus Ihrer Schulzeit vor. In Ihrem Lieblingsfach gibt die Lehrperson die Prüfungen zurück. Ihnen fällt die Kinnlade herunter: Sie haben eine 2 bekommen. Sie sind mehr als enttäuscht. Als wäre dem nicht schon genug, stellen Sie auf dem Weg nach Hause fest, dass jemand die Luft aus dem Reifen Ihres Velos gelassen hat. Abends wollen Sie Ihrer besten Freundin Ihr Herz ausschütten, doch die wimmelt sie ab.
Was würden Sie denken? Wie würden Sie sich fühlen? Was würden Sie tun?
Menschen mit einem negativen Selbstbild, würden vielleicht sowas sagen wie: «Ich fühle mich abgelehnt.», «Ich bin eine Versagerin/ein Versager.» oder «Ich fühle mich wie die/der letzte Idiot:in.». Mit anderen Worten, sie sehen in den Ereignissen ein Urteil über ihren Wert als Menschen. Phuu… heftig, oder? Ich meine, sind wir mal ehrlich – es war eine einzelne Prüfung, kein Jahresabschlusszeugnis. Der Reifen war platt, aber das Velo war nicht demoliert oder gestohlen worden. Und die Freundin hat nicht gleich die Freundschaft gekündigt. Nichts wirklich Tragisches also und nichts, was sich nicht wieder beheben liesse. Doch für Menschen mit einem negativen Selbstbild ist dies oft Ursache genug für ein Gefühl des Versagens und der Hilflosigkeit. Schlimmer noch, sie haben das Gefühl, dadurch als Menschen abgewertet zu werden.
Menschen mit einem positiven Selbstbild aber, würden eher sagen: «Ich muss mich in dieser Klasse noch mehr anstrengen, mein Velo auf einem bewachten Platz abstellen und mir überlegen, ob ich meine Freundin bei nächster Gelegenheit fragen soll, was los war.» Verstehen Sie mich nicht falsch, so ein Tag ist ohne Zweifel nichts, worüber man in Jubel ausbricht. Aber Menschen mit einem positiven Selbstbild machen sich nicht selbst nieder und verzweifeln nicht. Auch wenn sie sich schlecht fühlen, sind sie bereit, die Herausforderung anzunehmen, Lösungen zu suchen und sich weiter anzustrengen.
Weshalb ist ein positives Selbstbild von Vorteil?
Die Forschung weiss, dass unsere Einstellung zu Risiken und Anstrengungen direkt mit unseren grundlegendsten Glaubenssätzen zu tun hat. Sie weiss auch, dass wir unsere Eigenschaften weiterentwickeln können und diese wiederum, positive Gedanken und Handlungen auslösen – eins führt also zum anderen. Um bei unserem Bild aus der Schulzeit zu bleiben, bedeutet dies: Mit einem positiven Selbstbild, hätten wir bei der nächsten Prüfung in unserem Lieblingsfach höchstwahrscheinlich bessere Noten geschrieben als mit einem negativen Selbstbild.
Der Einfluss auf Kinder und Jugendliche
Da sich das Selbstbild von Kindern und Jugendlichen im Aufbau befindet, lassen sie sich noch stark von den Rückmeldungen und Beurteilungen ihrer Eltern, Lehrpersonen und Freundinnen/Freunden beeinflussen. Ihr Fremdbild vermischt sich also noch mit ihrem Selbstbild. Erst im späten Jugendalter beginnt sich ihr Selbstbild zu festigen und damit ihr Umgang mit Herausforderungen. Die Einflüsse aus den sozialen Medien sind da nicht gerade hilfreich, in denen man geradezu auf dem Silbertablett präsentiert bekommt, wie man doch bitte zu sein oder auszusehen hat. Dass man als Mensch nur dann wertvoll ist, wenn man all diese vermeintlich guten Eigenschaften besitzt. Diese Verunsicherung fordert von uns Erwachsenen zusätzliches Einfühlungsvermögen und das Wissen darüber, welchen Einfluss wir auf die jüngere Generation bewusst oder unbewusst ausüben. Die Auswirkungen demnach gross, sowohl im negativen wie auch im positiven Sinn.
Kann ein Coaching in Bezug auf ein positives Selbstbild unterstützend wirken?
Die gute Nachricht ist, dass ein negatives Selbstbild nicht in Stein gemeisselt ist. Es lässt sich durchaus positiv verändern. Dazu können Coachings eine gewinnbringende Unterstützung sein, indem negative Denkmuster und Glaubenssätze analysiert und in positive, unterstützende Strategien umgewandelt werden. Wenn bereits Kinder oder Jugendliche lernen, mit diesen Herausforderungen umzugehen, festigen sie damit ihren Selbstwert und können Rückschläge besser verkraften. Natürlich ist es auch als erwachsene Person nie zu spät – denn unabhängig davon wie alt oder jung man ist, wir fördern damit nicht nur unsere mentale Gesundheit, sondern steigern gleichzeitig unsere Lebensqualität. Genial, oder?
Quellenangaben:
– Carol Dweck, Selbstbild, 2020, Piper Verlag
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Die Autorin
Name: Sarah Woodtli
Beruf: Betriebliche Mentorin, Mental Coach für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Website: mindup-coaching.ch
Motto: «In dein Selbstvertrauen zu investieren, steigert deine Lebensqualität. Denn du bist das grösste Projekt, an dem du dein Leben lang arbeitest.»
Ausbildnerin: Diplom Kinder & Jugend Coach
Sarah Woodtli ist eine leidenschaftliche Begleiterin im Entwicklungsprozess von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Mit ihrer Faszination für menschliche Psychologie und ihrer Fähigkeit zum Perspektivenwechsel motiviert sie ihre Klientinnen und Klienten, ihr volles Potenzial zu entfalten. Ihre Stärken liegen im Aufbau von Selbstvertrauen, der Bewusstseinserweiterung und der lösungsorientierten Prozessführung. Als Ausbildnerin an der IPC Akademie teilt sie ihre umfassenden Erfahrungen und ihr Wissen mit Begeisterung und ansteckender Lebensfreude.