Was ist eigentlich Stress?

Der Begriff «Stress» ist heutzutage weit verbreitet und in aller Munde. Doch woher kommt er ursprünglich? Der Begriff «Stress» wurde in der Physik und Materialwissenschaft erfunden, um das Phänomen zu beschreiben, welches eintritt, wenn man einen Werkstoff so lange starken Kräften aussetzt, bis er sich verformt. Der Biochemiker und Hormonforscher Hans Selye (1907-1982) bezog das Stress-Konzept in den 1930er-Jahren als Erster auf den Menschen. Er entwickelte das «Allgemeine Anpassungssyndrom» und postulierte, dass hoher Druck, Belastung und Beanspruchung auch für Menschen folgenschwer sein kann. Selye war Pionier der Stressforschung und seine Erkenntnisse besagten, dass ein Organismus zwar kurzzeitig mit höherer Widerstandskraft reagiert, wenn er Stressreizen wie Leistungsdruck oder psychischer Belastung ausgesetzt ist. Langfristig aber kann es zu körperlichen Schäden bis hin zum Tod kommen.

Gibt es «guten» Stress?

Gerne wird angeführt, dass Stress zum Leben dazugehört und auch gute Seiten hat. Doch auch die «positive» Seite von Stress, die uns schwieriges anpacken lässt und uns Glücksmomente bescheren kann, wenn wir Aufgaben erfolgreich geschafft haben, hat seine Kehrseite. Auch der sogenannte «Eustress» (im Gegensatz zum negativen «Distress»), also jene Reize, die positiv stimulieren, kann auf Dauer zu chronischer Belastung führen. Während kurzfristiger, angemessener, motivierender und ergebnisorientierter Stress eine positive Anregung und ein Synapsenwachstum im Gehirn bewirkt, führt auch «positiver Dauerstress» (falls er länger als 4–6 Wochen andauert) zu einer Überflutung mit Stresshormonen und zur Hemmung jener Gehirnaktivität, die das seelische Gleichgewicht fördert. Es werden dann Synapsen im Gehirn «aufgeweicht», was eine Verminderung der Lernfähigkeit und schliesslich auch eine Schwächung der körperlichen Immunabwehr bedeutet. (vgl. G. Hüther, 2005)

Stress und Stressregulation in Kürze

Fassen wir die aus meiner Sicht wichtigen Punkte zusammen:

  • So profan es klingt: «Allzuviel ist ungesund» – zu viel Stress, auch «positiver» Stress, führt zu mentalen und körperlichen Beschwerden und kann uns krank machen.
  • Stress ist eine individuelle und subjektive Reaktion auf Reize, Aufgaben und Anforderungen. Im mentalen Bereich liegt ein grosses Veränderungspotential für den Umgang mit Stress.
  • Das persönliche Stressmanagement und die Aufrechterhaltung resp. Wiedererlangung der inneren Balance sind also gefragt: was ist mein individuelles „Stressprofil“, was macht mir besonders viel Stress? Gegen welche Reize kann ich mich abgrenzen oder schützen, welche Reize werden erst durch meine innere Bewertung und Interpretation zum Stress? Wo und wie kann ich Ressourcen aktivieren, damit ich mentale wie emotionale Stärke entwickeln und besser mit Herausforderungen umgehen kann?

Stressregulation konkret

Es gibt inzwischen viele Ratgeber, Ratschläge und Methoden, wie wir das individuelle Stressempfinden und -verhalten verändern und regulieren können. Ich möchte hier auf einige Ansätze hinweisen, die sich in meiner praktischen Arbeit als Coach bewährt haben:

  • Die Aktivierung von Ressourcen als einer der wichtigsten Wirk- und Veränderungsfaktoren im Coaching wie im Selbst-Coaching.
  • Das Herausfinden und Verändern meiner individuellen Stresslandschaft, insbesondere der „inneren Antreiber“: sei stark, mach schnell, streng dich an, sei lieb, sei perfekt! (vgl. A. Ellis, 2020)
  • Die Selbsterkundung in Bezug auf Stressprävention und Stressabbau: stressnostress.ch
  • Die Inanspruchnahme von Unterstützung durch einen Emotions- oder Mental Coach bei hartnäckigen Stressthemen, die sich durch Selbst-Coaching nicht wie gewünscht verändern lassen.

Quellen
– css.ch: Artikel von Sohmer, Vera (2020): Stress Symptome. So macht sich Stress bemerkbar
– Eilert, Dirk (2021). Integratives Emotionscoaching mit emTrace.
– Ellis, Albert et.al. (2020). Coach Dich!
– Hüther, Gerald (2005): Biologie der Angst
– Lazarus, Richard (1999): Stress and Emotion.
– Selye, Hans (1956). The stress of life.
– stressnostress.ch: Stressabbau und Stressprävention.

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Der Autor

Roger Marquardt

Name: Roger Marquardt

Beruf: Coach, Begleitperson, Lehrtrainer, Therapeut

Website: roger-marquardt.com

Motto: Erkenne Dich selbst. Werde der Du bist.

Ausbildner in: Zertifikat Coach, Diplom Mental Coach, emTrace®

Seit 2005 ist Roger mit Leidenschaft und Begeisterung Emotions-Coach und hat sich auf die Anwendung moderner, integrativer und effektiver Kurzzeit-Methoden im Coaching spezialisiert. Vor seiner Karriere als selbständiger Coach, Berater und Trainer hat er erfolgreich ein Studium der Sozialpädagogik absolviert. Es folgten verschiedene Fortbildungen in Methoden der Persönlichkeitsentwicklung und eine Ausbildung zum NLP Master. Roger ist mehrfach zertifizierter Ausbildner, Coach und Lehrtrainer.