Manchmal stehe ich mir selbst im Wege …
Du kennst diese Aussagen? „Manchmal stehe ich mir selbst im Wege!“ Oder „Ich muss meinen inneren Schweinehund überwinden!“ Oder klassischer: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“ liess Goethe seinen Faust sagen. Schliesslich wird Bismarck mit den Worten zitiert: „Faust klagte über die zwei Seelen in meiner Brust. Ich beherberge aber eine ganze Menge, die sich zanken. Es geht da zu wie in einer Republik.“

Das Modell der Persönlichkeitsvielfalt
Wir Menschen sind vielfältige und oft auch widersprüchliche Wesen. Wir sind nicht nur eine Gesamtpersönlichkeit, sondern in uns leben und wirken verschiedene Anteile, innere Stimmen, innere Teammitglieder. Das ist einerseits gesund und normal, kann uns im Alltag aber auch grosse Schwierigkeiten bereiten. Das Modell der inneren Pluralität wird seit vielen Jahrzehnten deshalb auch konstruktiv und kreativ in Coaching und Therapie einbezogen. Virginia Satir, erfolgreiche Familientherapeutin in den USA der 1970er Jahre, hat das Familienmodell auf die Innenwelt des Individuums angewendet und postuliert, dass jeder Mensch eine „innere Familie“ sei bzw. habe. Friedemann Schultz von Thun hat in seiner Buchreihe „Miteinander reden“ das Modell des „Inneren Teams“ weiterentwickelt. Und schliesslich basiert die Entwicklung der „Ego-State-Therapie“ von Helen und John Watkins auf demselben Modell.

Wie können wir unsere Pluralität in Coaching oder Alltag konstruktiv nutzen?
Im Coaching wie in der Selbstreflexion können wir mit folgenden Annahmen und Techniken arbeiten:

Förderliche Annahmen:
Es ist normal, dass jeder Mensch mehrere innere Persönlichkeitsanteile hat, die für unterschiedliche Bedürfnisse zuständig sind. Also ist es auch normal, dass wir widersprüchliche Bedürfnisse in uns haben. Und es ist nicht gesund und auch nicht förderlich, einzelne Anteile dauerhaft auszublenden, zu bekämpfen oder zu ignorieren.

Mögliches Vorgehen:
Ein möglicher Ansatz ist es, all diesen (am jeweiligen Thema beteiligten) Anteilen eine Stimme, eine Gestalt und einen Ort im Raum zu geben, um mit ihnen in Kontakt zu treten, ihre positive Absicht zu erkennen und den inneren Konflikt auf kreative Art zu lösen. So finden am Ende vielleicht der Anteil A: „Ich bin dafür, dass Du jetzt die Joggingschuhe nimmst und laufen gehst“ und der Anteil B: „Es ist so schön gemütlich auf der Couch“ einen Konsens und eine in meinem Sinne konstruktive Lösung: etwa indem die Anteile sich gegenseitig kennen und respektieren lernen sowie eine Einigung finden, in der sie beide ausreichend zum Zuge kommen. Ist der innere Konflikt gelöst, kann ich meine Ziele als Gesamtpersönlichkeit authentischer und kraftvoller erreichen.

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Der Autor

Roger Marquardt

Name: Roger Marquardt

Beruf: Coach, Begleitperson, Lehrtrainer, Therapeut

Website: roger-marquardt.com

Motto: Erkenne Dich selbst. Werde der Du bist.

Ausbildner in: Zertifikat Coach, Diplom Mental Coach, emTrace®

Seit 2005 ist Roger mit Leidenschaft und Begeisterung Emotions-Coach und hat sich auf die Anwendung moderner, integrativer und effektiver Kurzzeit-Methoden im Coaching spezialisiert. Vor seiner Karriere als selbständiger Coach, Berater und Trainer hat er erfolgreich ein Studium der Sozialpädagogik absolviert. Es folgten verschiedene Fortbildungen in Methoden der Persönlichkeitsentwicklung und eine Ausbildung zum NLP Master. Roger ist mehrfach zertifizierter Ausbildner, Coach und Lehrtrainer.