Die Benachrichtigungen auf dem Handy, die ständige Präsenz in den sozialen Medien, die Hektik und der Stress im Beruf, der Lärm in der Stadt und alles andere, was sonst noch täglich auf uns einprasselt.

Wir leben in einer hektischen und lauten Welt. Viel zu viele Informationen, all diese Reize. Findest Du nicht auch?

Der Lärm und die innere Unruhe sind auf Dauer ungesund. Es ist aus meiner Sicht höchste Zeit, dass wir zur Ruhe kommen – denn die Stille und die Ruhe haben eine unglaubliche Kraft. Eine heilende Kraft.

Es ist zwar schon 15 Jahre her, aber ich erinnere mich, als wäre es gestern geschehen. Ich schaute die Nachrichten im Fernsehen und konnte meinen Augen nicht glauben. Die Bilder auf dem Bildschirm waren schon fast surreal. Ist das real oder nur Fiktion, fragte ich mich.

Wir schreiben das Jahr 2009.  Kapitän Chesley B. Sullenberger und sein Co-Pilot machen sich für den Inlandsflug startklar. Der Airbus ist mit rund 150 Passagieren besetzt und nichts deutet auf eine drohende Katastrophe hin. Aber dann passiert das schier Unglaubliche. Im Steigflug kollidieren Vögel mit dem Flugzeug und beide Triebwerke fallen aus. Einer Horrorvorstellung für jeden Piloten.

„Noch nie im Leben hatte ich so viel Angst“, wird Sullenberger später erzählen. Dennoch verfällt er nicht in Panik oder in eine Schockstarre. „Das Erste, was wir tun mussten, war, uns zur Ruhe zu bringen“, analysiert er Jahre nach dem Ereignis. Es ging nur noch darum ruhig zu bleiben, den Fokus auf die Prioritäten zu halten und anhand der Notfallcheckliste Aufgabe für Aufgabe durchzuarbeiten.

Kapitän „Sully“ Sullenberger und sein Copilot prüfen die verbleibenden Optionen, aber eines war klar: Eine Rückkehr zum Flughafen La Guardia wird scheitern. Die Flugsicherung bietet per Funk die Landung auf einem nahegelegenen Flugplatz an.

„We are gonna be in the Hudson“, hört man Sullenberger auf dem Mitschnitt des Funkverkehrs sagen.

Kapitän Sullenberger hat entschieden, das Flugzeug auf dem New Yorker Hudson River zu landen – im Wasser. Das riskante Manöver gelingt, alle Passagiere können gerettet werden, wie durch ein Wunder wird kaum jemand schwerer verletzt. Der Kapitän verlässt als Letzter das sinkende Flugzeug auf einem der herbeigefahrenen Boote. Sullenberger wurde gefragt: „Wie konnten Sie so ruhig bleiben? – „Weil die Crew so ruhig war“, antwortete er. Ruhe ist ansteckend. Eindrücklich!

Sich zur Ruhe bringen können – Sullenberger, seine Crew und 150 Passagiere verdanken dieser Fähigkeit ihr Leben.

Aber wie schaffen wir es auch in schwierigen Situationen so ruhig zu bleiben? Kann man sich diese Ruhe aneignen, daran arbeiten?

Aus meiner Sicht gibt es da unterschiedliche Wege und der Weg der formellen Achtsamkeitspraxis ist einer davon – zum Beispiel mit Autogenem Training.

Die formelle Achtsamkeitspraxis

Die formelle Achtsamkeitspraxis ist die spezifische Zeit, die Du für Dich jeden Tag reservierst, um Achtsamkeit zu praktizieren. Dies kann eine Atem- oder eine Gehmeditation sein, die progressive Muskelentspannung, eine Kombination davon oder das Autogene Training.

Diese verschiedenen Methoden haben eines gemeinsam: Wir lernen unsere Aufmerksamkeit zu steuern, achtsam im Hier und Jetzt zu sein, zu filtern. Schweifen die Gedanken wieder ab, führt man sie wieder bewusst in die Konzentration auf die Gegenwart. Die Achtsamkeitspraxis ist eine Schule der Stille und der Ruhe.

Diese formelle Achtsamkeitspraxis integrierst Du bewusst in Deinen Alltag. Du nimmst Dir jeden Tag diese Zeit, weil es Dir guttut und weil Du es Dir Wert bist. Es ist eine Art Selbstfürsorge. Dein Geist kommt so zur Ruhe, die Gefühle und Emotionen beruhigen sich und auch der Körper kann sich so entspannen – denn Körper, Geist und Seele sind miteinander verbunden und in einer Wechselwirkung miteinander.

Das Autogene Training

Dieses wohl bekannteste Entspannungsverfahren wurde in den 1920er Jahren durch Professor Dr. md. I. H. Schultz entwickelt. Mithilfe des Autogenen Trainings kann jeder durch sich selbst – also unabhängig von äusserer Leitung – schnell und zuverlässig in eine gesunde Ruhe kommen und so seine Gesundheit erstaunlich tiefgreifend beeinflussen. Dies wurde im Laufe der Jahrzehnte wissenschaftlich und medizinisch nachgewiesen. Es handelt sich dabei um eine sehr einfache und höchstwirksame Methode, frei von irgendwelchem spirituellen oder esoterischen Hintergrund, die von allen Menschen jeden Alters (ab ca. 7 Jahren) bis ins hohe Alter erlernt und im Alltagsleben integriert werden kann.

Ich sehe das Autogene Training als ein Weg nach Innen, der sich im Laufe der Zeit auch im Äußeren bemerkbar macht. Du wirst es merken und möglicherweise auch Dein Umfeld. Die formelle Achtsamkeitspraxis und eben das Autogene Training als Türöffner zu Ressourcen wie Ruhe, Gelassenheit, Mitgefühl, Energie und Konzentration. Dies auch in schwierigen Lebensphasen oder in akuten Stresssituationen.

Jeder von uns kann im normalen Alltag sein stilles Potential abrufen. Wer vor und während einer schwierigen Prüfung oder einer wichtigen Aufgabe fokussiert bleiben will, muss die Angst vor dem Versagen kontrollieren können, beiseiteschieben. Er muss sich selbst zur Ruhe bringen können.

Ja, diese Praxis wird in Zukunft auch Dir helfen mit schwierigen Lebensphasen oder eben akuten Stressmomenten ruhiger und konstruktiver umgehen zu können. Ganz bestimmt – es ist diese Kraft der Ruhe und der Stille.

So wie bei Kapitän „Sully“ Sullenberger an diesem schönen Januarnachmittag im Jahr 2009.

Aber ja, es muss ja dann nicht unbedingt jedes Mal eine Landung auf dem Hudson River sein!

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Der Autor

Name: Michele Bergantino

Beruf: Betrieblicher Mentor, Dipl. Mental Coach, Dipl.  Autogener Trainer

Website: bergreich-coaching.ch

Motto: «Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft!»

Ausbildnerin: Zertifikat Mentales Training im Sport, Diplom Autogenes Training

Nach jahrelanger Erfahrung als Kundenberater in der Finanzbranche, entschied er sich einen neuen Weg zu gehen und die Unternehmung BergReich-Coaching zu gründen. Er begleitet Menschen in ihren persönlichen Themen und dies bereitet ihm viel Freude. Coach zu sein ist für ihn nicht nur ein Beruf, sondern seine Berufung. Aus genügend eigenen Erfahrungen weiss er, dass das Leben aus einem Auf und Ab besteht und genau deshalb hat es ihn dazu bewegt diesen neuen Schritt zu wagen.