Wann wurdest du das letzte Mal in deinem Leben herausgefordert, dich möglichst schnell an eine neue Situation anzupassen? Vielleicht als du die Grundschule beendet, eine neue Arbeitsstelle angetreten, du die Kündigung erhalten hast oder Mama und Papa wurdest? Die erwähnten Ereignisse stellen nur eine kleine Auswahl von Lebensereignissen dar, welche unsere Anpassungsfähigkeit aufs Kleinste prüfen. Wenn du nun an einige dieser Ereignisse zurückdenkst, wie gut resp. wie rasch ist es dir gelungen, dich an die neue Situation anzupassen?
Kundenaussagen zufolge tun wir uns äusserst schwer mit der Anpassung an neue Situationen in unserem Leben. Aussagen wie «es hat rund ein Jahr gedauert, bis wir uns als Familie neu zusammengefunden haben», «erst nach rund einem halben Jahr wusste ich, was genau von mir an dieser neuen Arbeitsstelle erwartet wurde» oder «nach Jahren fühlte ich mich endlich wieder bereit für eine neue Beziehung».
Aber was bedeutet Anpassungsfähigkeit überhaupt?
Die Anpassungsfähigkeit im Zusammenhang mit mentaler Gesundheit bezieht sich auf die Fähigkeit, stressige Lebensereignisse wie die soeben erwähnten zu bewältigen und sich rasch an die verschiedenen Lebensumstände anzupassen. Die Anpassungsfähigkeit ist von entscheidender Bedeutung, um langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben, um so die eigene mentale Gesundheit in Balance zu halten.
Können wir uns an gegebene Situationen nicht oder nur sehr schwer anpassen, sind Stress und Ängste die Folge, die unseren Alltag dominieren. Studien zeigen, dass Menschen, die anpassungsfähig sind, besser mit Stress und Ängsten umgehen und daher deutlich weniger psychische Störungen aufweisen.
Die eigene Resilienz ist ein weiterer Schlüsselfaktor, der zu einer positiven Anpassung beitragen und die psychische Gesundheit des Menschen aufrechterhalten kann. Die Anpassungsfähigkeit ist gerade bei chronisch-körperlichen Erkrankungen besonders gefragt, da die körperliche Gesundheit dauerhaft gefährdet und beeinträchtigt ist, was zu einem Leidensdruck führt, der Anpassungsprozesse herausfordert.
Ist die Anpassungsfähigkeit eine der wichtigsten Kompetenz für die Zukunft?
Durch die Entwicklung von Anpassungsfähigkeit oder das gezielte Training des Anpassungsquotienten wie es Carl Naughton in seinem Buch erläutert, können Menschen wie es bereits erwähnt wurde, besser mit Stress und Belastungen umgehen, was zu einer verbesserten mentalen Gesundheit führt. Vielleicht ist die Anpassungsfähigkeit sogar eine der wichtigsten Zukunftskompetenzen, weil die Geschwindigkeit in der Welt und so in unserem Alltag stets zunimmt und es immer schwieriger fällt, diesem Tempo zu folgen.
Das gezielte Training des Anpassungsquotienten hat zum Ziel, dass Menschen ihr Leben aktiv gestalten und nicht gestalten lassen durch ihre Umwelt.
Lass uns erstmals den Faktoren auf den Grund gehen, die unsere Anpassungsfähigkeit beeinflussen, bevor wir gezielte Trainingsmöglichkeiten für dich und deinen Alltag anschauen.
Faktoren, die unsere Anpassungsfähigkeit beeinflussen
Die Anpassungsfähigkeit wird gemäss C. Naughton grundsätzlich durch drei verschiedene Bereiche beeinflusst. Nämlich durch den Erkenntnis-, den Emotions- und Handlungs-Anpassungsquotienten. Der Anpassungsquotient dient als Mass, um die Fähigkeit einer Person zu messen, inwiefern sie sich an Veränderungen und neue Umstände anpassen kann. Gerne führe ich nachstehend auf, was genau damit gemeint ist.
Erkenntnis-Anpassungsquotient:
Der Erkenntnis-AQ ermöglicht es Menschen, Veränderungen kognitiv zu verarbeiten, Situationen realistisch einzuschätzen und flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren. Folgende Hauptkomponente beinhaltet er:
- Zuversicht: Die Überzeugung, dass es viele Wege zum Ziel gibt und dass Menschen in der Lage sind, diese zu finden.
- Kontrollüberzeugungen: Die Wahrnehmung, dass man selbst der Auslöser von Veränderungen ist und aktiv Einfluss auf Situationen nehmen kann.
- Schnelles Erkennen von Situationen: Die Kompetenz, Umstände rasch zu erfassen, die eine Änderung der Denkweise oder des Verhaltens erfordern.
- Flexibles Denken: Die Fähigkeit, sich gedanklich schnell auf neue, unbeständige oder mehrdeutige Arbeitsumgebungen einzustellen.
Emotions-Anpassungsquotient:
Der Emotions-AQ spielt eine wichtige Rolle, wie Menschen mit den emotionalen Herausforderungen umgehen, die Veränderungen und Unsicherheiten mit sich bringen. Ein gut entwickelter Emotions-AQ ermöglicht es Individuen, flexibler und widerstandsfähiger auf Veränderungen zu reagieren und dabei ihre emotionale Balance zu bewahren. Er umfasst folgende Aspekte:
- Emotionsregulation: Die Fähigkeit, mit den eigenen Gefühlen erfolgreich umzugehen, insbesondere wenn es negative Emotionen sind, die mit Ungewissheit und Veränderung zu tun haben.
- Anspannungsmanagement: Die Entwicklung individueller Strategien oder das Wiederfinden individueller Qualitäten, um mit Stress und Anspannung in Veränderungssituationen umzugehen.
- Realistischer Optimismus: Die Fähigkeit, zwischen Quellen für Erfolg und Misserfolg zu unterscheiden und eine begründete positive Einstellung zu wahren.
- Affektives Management: Es beschreibt die Kompetenz, die Gefühle rund um Ungewissheit und Veränderungen zu handhaben.
Handlungs-Anpassungsquotient:
Der Handlungs-AQ beschreibt die Fähigkeit, aktiv und effektiv auf Veränderungen zu reagieren und sich an neue Umstände anzupassen. Es geht darum, nicht nur passiv auf Veränderungen zu reagieren, sondern aktiv und zielgerichtet zu handeln, um die eigenen Ziele trotz wechselnder Bedingungen zu erreichen. Er beinhaltet folgende Komponenten:
- Proaktivität: Die Fähigkeit, initiativ zu handeln und Veränderungen nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv voranzutreiben. Dies beinhaltet, dass man nicht nur auf Veränderungen reagiert, sondern sie auch aktiv gestaltet.
- Bewältigungskompetenz: Die Fähigkeit, sich Problemen direkt zuzuwenden und effektive Lösungen zu finden. Dies bedeutet, dass man in der Lage ist, Herausforderungen zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um sie zu bewältigen.
- Motivationaler Fokus: Die Fähigkeit, sich auf Ziele zu konzentrieren und motiviert zu bleiben, auch wenn die Umstände schwierig oder unsicher sind. Dies hilft, die eigene Energie und Ressourcen effektiv zu nutzen, um gewünschte Ergebnisse zu erzielen.
Wie kann ich nun die Anpassungsfähigkeit in meinem Alltag trainieren?
Nachstehend führe ich einige Möglichkeiten auf, die dich im Alltag unterstützen, deine Anpassungsfähigkeit sukzessive zu steigern:
Übe dich in Achtsamkeit: Regelmässiges Training mit beispielsweise Meditationen und der Atmung kann dich unterstützen, im Augenblick präsent zu bleiben, um Veränderungen besser zu bewältigen.
Verbessere deine Problemlösungsfähigkeit: Wenn du das nächste Mal in deinem Alltag ein Problem hast, überlege dir erstmals, welche Möglichkeiten es alles gibt, um dieses Problem zu lösen. Definiere dann für dich die beste Lösung und setze diese um. Je mehr du diese Methode trainierst, desto leichter fällt es dir Probleme rasch zu identifizieren und zielgerichtet nach Lösungen zu suchen.
Sei offen für Veränderungen: Anstelle Angst vor dem Unbekannten zu haben, kann deine Unsicherheit als Chance für Wachstum und Lernen betrachtet werden. Der stetige Wandel soll akzeptiert und Veränderungen nüchtern betrachtet werden. Anstelle, dass du dich auf das «Warum» fixierst, findest du anhand deiner Problemlösungskompetenz neue Wege der Anpassung. Sollte dir dies nicht möglich sein, ist es wichtig externe Unterstützung beizuziehen.
Steigere dein Selbstvertrauen in kleinen Schritten: Werde dir durch gezielte Reflexion immer wieder bewusst, welche Herausforderungen du im Alltag erfolgreich meistern konntest und notiere dir dann die Ressourcen, die dich dabei unterstützten. So erstellst du dir schrittweise deinen eigenen Ressourcenstrauss, der für zukünftige Anpassungsprozesse goldwert ist.
Dieser Blogartikel wurde basierend auf dem Buch von C. Naughton mit dem Titel «AQ: Warum Anpassungsfähigkeit die wichtigste Zukunftskompetenz ist» verfasst und durch eigenes Wissen und Erfahrungen ergänzt.
Quellenangaben:
– Carl Naughton (2022). Warum Anpassungsfähigkeit die wichtigste Zukunftskompetenz ist
©ipc-akademie.com – Auf Kopieren oder anderweitiges Vervielfältigen wird mit rechtlichen Schritten reagiert.
Die Autorin
Name: Sindy Müller
Beruf: Mental Coach und Dozentin
Website: sindymueller.ch
Motto: «Wenn du keine Ausreden mehr hast, dann beginnt der Erfolg!»
Ausbildnerin: Zertifikat Coach, Diplom Mental Coach
Sindy Müller ist durch Erfahrungen vom mentalen Bereich im Sport fasziniert, welches Sie in ihren praxisnahen Unterricht einbaut.
Wenn Menschen ihre Kompetenzen aktiv durch den Besuch einer Aus- oder Weiterbildung weiterentwickeln wollen, fasziniert sie das. Da will sie auch einen Teil davon sein und ihr Wissen und die in der Praxis gemachten Erfahrungen weitergeben. Sindy Müllers Stärken sind der Umgang mit Menschen, die abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung sowie die praxisbezogene Wissensvermittlung. Nebst dem sie als Ausbildnerin tätig ist, unterstützt sie Sportler als Coach bei der Erreichung ihrer Ziele. Menschen zu begleiten und sie in ihrem Potential zu fördern macht Sindy Müller Spass. Zu sehen, wie Veränderungen aktiv mitgestaltet werden können, motiviert auch sie, stets am Ball zu bleiben und sich laufend weiterzubilden, um die Kunden bestmöglich zu unterstützen.