Aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass Emojis mehr sind als nur niedliche Verzierungen in unseren Textnachrichten. Doch können diese kleinen Bildchen tatsächlich zur Steigerung unserer emotionalen Kompetenz (also der Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu erkennen, zu verstehen und mit ihnen zu interagieren) beitragen?

Aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass Emojis mehr sind als nur niedliche Verzierungen in unseren Textnachrichten.

Emojis – Die Helden der modernen Kommunikation

Emojis sind aber nicht nur dazu da, um unsere Nachrichten süsser und kürzer zu machen, sie tragen wesentlich zur Förderung der emotionalen Kommunikation bei. Studien zeigen, dass Emojis oft Missverständnisse verhindern. Ein sarkastisches „Oh, super… 😒“ kann sofort den Tonfall klarstellen, der in einer rein textbasierten Nachricht verloren gehen könnte. Was früher potenziell zu einem Konflikt geführt hätte, wird nun dank des kleinen grimmigen Gesichts einfach als das entlarvt, was es ist: ein sarkastischer Kommentar.

Ebenso können Emojis Trost und Empathie ausdrücken. Ein❤️oder 🫶 dort, wo einem die richtigen Worte fehlen, zeigen Verständnis und soziale Unterstützung.

Emojis – Die Helden der Selbstreflexion

Während wir uns mit unseren virtuellen Freunden austauschen, kommt es zu einem weiteren interessanten Phänomen: Wir beginnen, die Emojis nicht nur als Kommunikationshilfsmittel zu verwenden, sondern als eine Art emotionale Selbstdiagnose. Tatsächlich müssen wir uns reflektieren, um das richtige Emoji zu finden, das unseren Zustand am besten beschreibt – eine Übung, die unserer emotionalen Kompetenz einen ungewollten Boost verleiht. Wer hätte gedacht, dass das Grübeln über das perfekte „😂“ oder „🥴“ uns dabei hilft, uns mit unseren Gefühlen auseinanderzusetzen? Emojis bieten uns also nicht nur ein Werkzeug zur Kommunikation, sondern auch eine Art eigenen Gefühlscheck – und das ganz ohne teure Therapie. Studien zeigen, dass Menschen, die häufig Emojis verwenden, auch oft eine höhere emotionale Intelligenz aufweisen.

Ebenso deutet vieles darauf hin, dass Frauen tendenziell häufiger Emojis in der Kommunikation mit Freunden und Familie verwenden als Männer.

Emojis – Segen oder Fluch?

Und trotzdem gibt es auch Schattenseiten. Es ist ironisch, dass wir in einer Zeit leben, in der wir mehr Möglichkeiten zur Kommunikation haben als je zuvor, aber oft weniger wirklich kommunizieren. Emojis sind praktisch, keine Frage. Sie sind schnell, einfach und jeder versteht sie. Aber sie sind auch oberflächlich. Sie können nicht die Tiefe und Komplexität menschlicher Emotionen erfassen. Sie sind wie ein Schnellzug zum emotionalen Ausdruck – aber man kommt nicht immer an den richtigen Bahnhof.

In romantischen Beziehungen spielen Emojis eine komplexe Rolle. Sie können bei weniger ernsten Themen die Stimmung aufhellen, sollten aber bei ernsthaften Gesprächen mit Vorsicht eingesetzt werden. Emotionale Kompetenz bedeutet auch, den richtigen Kontext für Emoji-Nutzung zu erkennen. Manchmal wollen wir komplexe Gefühle ausdrücken, aber das einzige, was wir finden, ist der schüchterne 😚  oder der 🤔, der mehr Verwirrung stiftet als Klarheit schafft. Im falschen Kontext angewendet oder das Emoji vom Empfänger schlichtweg missverstanden, kann es sogar zu Ressentiments führen.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte – manchmal…

In der Ära der Schnellkommunikation ist es oft gar nicht so schlimm, dass wir manchmal nicht jede noch so feine Nuance unseres Gefühlslebens in Emojis verpacken können. Schliesslich geht es ja nicht darum, die eigenen Gefühle in ihrer gesamten Tiefe zu ergründen, sondern vielmehr darum, sich in diesem digitalen Chaos irgendwie zurechtzufinden. Da sind Emojis schlichtweg die Rettung.

Aber Emojis sind am Ende nicht in der Lage, die gesamte Bandbreite unserer emotionalen Welt widerzuspiegeln – ein Emoji für „ich habe einen Nervenzusammenbruch und brauche dringend meine Ruhe, einen Kaffee und ein gutes Gespräch“ existiert leider noch nicht.

Wahre emotionale Kompetenz bedeutet, dass wir in der Lage sind, unsere Emotionen klar und ehrlich zu kommunizieren – das erfordert mehr als nur ein 😊 oder ein 😢- aber manchmal trifft ein Emoji einfach genau den richtigen Ton 😉

Quellenangaben
– Dubé S, Gesselman AN, Kaufman EM, Bennett-Brown M, Ta-Johnson VP, et al. (2024), Beyond words: Relationships between emoji use, attachment style, and emotional intelligence.
– Aretz, Wera, (2018), Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Die Nutzung und Wirkung von Emojis in der privaten Kommunikation unter Berücksichtigung von Geschlechtsunterschieden, Journal of Business and Media Psychology (2018) 9, Heft 1, S. 1-13

Die Autorin

Christine Lang

Name: Christine Lang

Beruf: Betriebliche Mentorin, Coach, Dipl. Sport Mental Coach

Website: lustauferfolg.ch

Motto: «Selbstbewusstsein kommt von Selbst-Bewusst-Sein»

Ausbildner in: Zertifikat Coach, Business Coach, SVEB-Zertifikat Praxisausbilder/in

Christine Lang ist in über 30 Jahren in kleinen, mittleren und grossen Unternehmen sowie internationalen Konzernen die Karriereleiter hochgestiegen. Als betriebliche Mentorin begleitet sie jetzt Menschen in ihren persönlichen und beruflichen Entwicklungen. Gleichzeitig ist sie Sportlerin auf internationalem Level und diplomierter Sport Mental Coach. Ihr Fokus liegt auf der praktischen Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse für bestmögliche Leistung in Beruf und Sport. Die Themen Leadership durch Selbstreflexion, Visualisierung, Lernen und Stressbewältigung sind nur einige der Themen, in denen sie Wissenschaft mit praktischer Anwendung und eigener, langjähriger Erfahrung kombiniert.