Vor ein paar Wochen habe ich mich mit einem Berufskollegen unterhalten und es ging um das Thema Stress, Prävention, Erholung und Entspannung. Da erzählte er mir die Geschichte vom Holzfäller.
Es war da einmal dieser Holzfäller im Wald. Er schuftete hart und beharrlich, um so viele Bäume wie möglich zu fällen. Ein Berg eines Mannes. Groß, kräftig und ungemein fleißig und tüchtig. An einem Tag schaffte er 20 Bäume, so auch heute. Das war dann ein gutes Ergebnis. „Aber da muss doch noch mehr gehen“ dachte der Holzfäller.
Aber an jedem weiteren Tag wurden es jedoch weniger Bäume, die er fällte. Und das, obwohl er sich doch so sehr anstrengte. Er überlegte sich, ob er denn zu müde sei, bereits alt werde oder vielleicht erkrankte.
Alles schien aber in bester Ordnung. Beharrlich schlug er mit der Axt ins Holz. Immer weiter und weiter. Und als ein Baum fiel, lief er hastig zum nächsten. So fleißig, tüchtig, motiviert und getrieben.
Trotzdem schaffte er es nie wieder 20 Bäume wie am allerersten Tag zu fällen.
Seine Beharrlichkeit und sein Trotz wurden von Tag zu Tag grösser. Er schuftete und schuftete, bis er ganz geschafft war von all der Arbeit, all dem Schlagen und Axtschwingen.
Völlig außer Atem ließ er sich auf den Waldboden fallen. Der Holzfäller konnte nicht mehr. Er war müde. Er war total erschöpft.
Da hörte er plötzlich eine innere Stimme. Ganz sanft, leise und fast nicht zu hören.
„Holzfäller, was ist denn los mit dir? Du schaust sehr erschöpft aus.“
Der Holzfäller richtete sich auf und sagte. „Ich schaffe es nicht, mehr Bäume zu fällen. Obwohl ich mich so sehr anstrenge wie nie zuvor, habe ich am Ende des Tages immer weniger Bäume gefällt als am ersten Tag.“
Frustriert schnaubte er und warf die Axt wütend zu Boden.
„Hast Du denn schon einmal deine Axt geschärft und etwas ruhen lassen?“ fragte die innere Stimme.
„Dafür habe ich keine Zeit, ich muss doch Bäume fällen!“ entgegnete der beharrliche Holzfäller und dachte sogleich – Zeitverschwendung mit dem zu reden. Wie wenig der doch von meinem Problem versteht!
Der Holzfäller ignorierte diese innere Stimme und schuftete weiter und weiter. Ungemein fleißig und tüchtig und getrieben.
Der Holzfäller wurde krank. Er war geistig, emotional und auch körperlich total erschöpft. Nichts ging mehr. Aus die Maus!
Schlaf, Erholung und Entspannung als Grundbedürfnis von uns Menschen
Erkennst Du Dich in dieser Geschichte? Sind wir nicht Alle, zumindest manchmal, ein bisschen kleine Holzfäller?
Im Buch „Depression und Burnout loswerden“ (Klaus Eberhard, 2019) zitiert der Autor den Fotograf und Schriftsteller Ulrich Schaffer. Dieser beschreibt in einer solchen Situation die Kooperation von Körper und Seele sehr treffend in einem seiner Sinnsprüche:
„Geh Du vor“ sagte die Seele zum Körper, „auf mich hört er nicht. Vielleicht hört er auf Dich. „Ich werde krank werden, dann wird er Zeit für dich haben“ sagte der Körper zur Seele.
Wird diese innere Stimme, werden die Stresssymptome nicht ernst genommen, dann wird der betroffenen Person schlussendlich richtiggehend der Stecker gezogen oder der NOT-AUS-SCHALTER gedrückt. Am Morgen kommt man noch kaum aus dem Bett. Die Energie, der Antrieb und die Kraft ist weg. Nichts geht mehr.
Körperliche oder auch biologische Grundbedürfnisse sichern unser körperliches Überleben und müssen erfüllt sein, um die Funktionsfähigkeit des Körpers aufrecht zu erhalten. Zu den körperlichen Grundbedürfnissen zählen z.B. Essen, Trinken, Luft zum Atmen, Bewegung und eben auch Schlaf, Erholung und Entspannung (Deubner-Böhme Miriam, 2018, Coaching mit Ressourcenaktivierung, Hogrefe Verlag).
Unter starkem Stress, so wie unser Holzfäller, werden körperliche Grundbedürfnisse oft vernachlässigt und vor allem auch Schlaf, Erholung und Entspannung kommt zu kurz.
Bei langfristigem Stress kann dies zu gravierenden körperlichen und psychischen Folgen führen. Da müssen wir alle sehr vorsichtig sein, dass wir nicht in diese Stressfalle geraten.
Erholung und Entspannung durch Achtsamkeit im Alltag
Wie sich eine Person entspannen kann, ist sehr individuell, da haben wir alle unsere eigenen Präferenzen.
Achtsamkeitsmethoden wie Meditationen, Atemübungen, autogenes Training, progressive Muskelentspannung und achtsames Yoga sind aber verblüffend wirksame und wissenschaftlich bestätigte Schutzschilde gegen Stress, Hektik und Überforderung im Alltag und fördern die Gesundheit.
Achtsamkeitsmethoden sind vielfach Türöffner zu Ressourcen wie Ruhe, Entspannung, Gelassenheit, Energie, Konzentration, Motivation, Wille und Kreativität. Alles Ressourcen, auf die auch unser Holzfäller in herausfordernden Situationen, im Stress, zurückgreifen kann.
Der Holzfäller ist müde und erschöpft – und Du?
Vielleicht magst du jetzt ganz kurz innehalten und wahrnehmen, was du gerade wahrnehmen kannst.
Deine Gedanken – eher ruhig oder unruhig? Deine Gefühle und Emotionen – eher leicht oder schwer? Deine Körperempfindungen – eher entspannt oder angespannt? Ohne zu werten oder zu urteilen. Einfach nur beobachten, nur wahrnehmen, was du jetzt gerade wahrnehmen kannst.
Und hörst Du deine innere Stimme? Es könnte ein Hilferuf sein. Ein Hilferuf des Körpers, der sich nach mehr Erholung und Entspannung sehnt.
Es ist eine leise Stimme, ganz sanft. Sei achtsam und ruhig, sonst hörst du sie nicht. Höre genau hin. Hörst du sie? Nimm die Stimme ernst, nicht so wie der Holzfäller.
Und ja, schärfe die Axt. Lege sie hin, lass sie ruhen.
Tu es für dich und für deine Gesundheit. Erhole dich gut und regelmäßig, gönne dir etwas Ruhe. Immer wieder und immer wieder.
Erholt und entspannt wirst du die 20 Bäume pro Tag wieder schaffen. Ganz bestimmt!
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Der Autor
Name: Michele Bergantino
Beruf: Betrieblicher Mentor, Dipl. Mental Coach, Dipl. Autogener Trainer
Website: bergreich-coaching.ch
Motto: «Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft!»
Ausbildnerin: Zertifikat Mentales Training im Sport, Diplom Autogenes Training
Nach jahrelanger Erfahrung als Kundenberater in der Finanzbranche, entschied er sich einen neuen Weg zu gehen und die Unternehmung BergReich-Coaching zu gründen. Er begleitet Menschen in ihren persönlichen Themen und dies bereitet ihm viel Freude. Coach zu sein ist für ihn nicht nur ein Beruf, sondern seine Berufung. Aus genügend eigenen Erfahrungen weiss er, dass das Leben aus einem Auf und Ab besteht und genau deshalb hat es ihn dazu bewegt diesen neuen Schritt zu wagen.