Die Wichtigkeit von Pausen und Ferien

Ich hatte vor fast 3 Jahren das letzte Mal 14 Tage Ferien am Stück. Diese zwei Wochen haben mir wieder Einiges aufgezeigt:

  1. Wie gut es tut, so viele Tage frei zu haben, an einem Ort ausserhalb der alltäglichen Umgebung, ausserhalb der eigenen vier Wände
  2. Wie schön es ist, diese Ferienzeit zu geniessen, mit lieben Menschen, schöner Natur und guter Verpflegung. Es ist aber auch schön, danach wieder in seinem eigenen Leben zurück zu sein und seinen eigenen Rhythmus wieder einpendeln zu lassen, der mittel- und langfristig erfüllend ist und mich körperlich und mental gesund erhält.
  3. Wie wichtig es ist, die Herausforderungen, die wir in unserem Alltag erleben, auch mal pausieren zu lassen, Abstand zu gewinnen, den Kopf auszulüften, seine Gedanken und Gefühle zu ordnen und Klarheit zu erlangen, wie es wieder weitergehen darf, welche Erfahrungen erwünscht sind und welche Entscheidungen zu treffen sind. Denn, wenn wir dem, was wir Tun, eine grössere Bedeutung beimessen können, dann erlangen wir daraus auch einen grösseren Wert. Dies möchte ich in diesem Blog näher beleuchten.

Wie gestalten die meisten Menschen ihr Leben? Wie gestaltest du dein Leben?

Es ist eine wissenschaftliche Tatsache, dass dein Gehirn so organisiert ist, dass es alles speichert, was du im Leben erfährst, lernst und weisst. Es ist somit geprägt von deiner Vergangenheit, deinen Erfahrungen, deiner Kindheit, deiner Erziehung, der Umwelt, von Mustern, Religion, vom moralischen Verständnis, von Bewertungen, von der Gesellschaft, von der Kultur, von deinen individuellen Lebensbedingungen und natürlich auch von Gefühlen, Ängsten, Sehnsüchten und Wünschen. Diese persönlichen Prägungen sind uns manchmal bewusst, oft sind sie aber gänzlich unbewusst und steuern vom Unterbewusstsein unsere Gedanken, Gefühle, Reaktionen, Wünsche, unser Tun und somit auch unser Leben. Unser Tun ist also mehrheitlich durch Gedanken und Gefühle, die aus der Vergangenheit, aus dem Unterbewussten hervorgerufen werden, beeinflusst und gesteuert. Dies hat seine wichtige und sinnvolle Seite, aber auch einen begrenzenden, nicht-förderlichen Aspekt. Auf den letzen Aspekt gehe ich nachfolgend vertieft ein.

Vom alten Selbst zum neuen Selbst

Beim Aufwachen morgens ist es üblicherweise so, dass du dich als erstes an deine Identität erinnerst, also wer du bist oder denkst zu sein, die Rollen, die du innehast und was dich ausmacht. Diese Identität ist mit all dem verknüpft, das aus den Prägungen der vorherigen Tage, Wochen, Monate und Jahre kommt, aus deiner Vergangenheit. Du erinnerst dich also daran, wer du bist, mit all deinen Höhen und Tiefen, Vorlieben und Abneigungen, Freud und Leid, Herausforderungen und Sorgen, welche Schwächen du evtl. hast, was du alles noch nicht erledigt oder geschafft hast, dass du für gewisse Dinge nicht gut genug zu sein scheinst oder dass du dich nicht zugehörig fühlst usw. Also alles Gedanken und Gefühle, die einfach da sind und unsere Wahrnehmung und Interpretation der inneren und äusseren Welt beeinflussen und auch darstellen. Auf diese Weise denkst und fühlst du gewisse Gedanken und Gefühle immer wieder, die dich in deiner Persönlichkeit, Identität oder in deinem Sein-Zustand definieren und bestätigen. Das bedeutet, du denkst innerhalb dieser bereits bekannten Kreisläufe im Gehirn und du fühlst emotional innerhalb dieser Begrenzungen der vergangenen Erfahrungen. Zusammenfassend läuft es so, dass du üblicherweise die gleichen Gedanken denkst, die gleichen Entscheidungen triffst, die gleichen Verhaltensweisen an den Tag legst, die die gleichen Erfahrungen hervorrufen. Das wiederum ruft die vertrauten Emotionen hervor. Um nun vom alten Selbst zum neuen Selbst zu gelangen, bedarf es einer Zutat, die Bewusstsein oder Gewahrsein genannt wird. Der erste Schritt in dieser Entwicklung geht über die Aufmerksamkeit: Die Aufmerksamkeit auf sich selbst und seine innere Welt zu legen, seiner nicht-dienlichen Prägungen bewusst zu werden, aufmerksam beobachten und wahrzunehmen, was sie in uns bewirken.

Flexiblere Denk – und Gefühlsstrukturen

Dein Denken, Fühlen und Tun, Wollen oder Verhalten sind eng miteinander verbunden und dürfen mehr und mehr bewusst statt unbewusst gesteuert werden, um tatsächlich in der Gegenwart zu leben, statt von der Vergangenheit dominiert zu sein. Versuchst du zum Beispiel deine Gedanken mit neuen, bereichernden, interessanten und inspirierenden Inhalten, Ideen und Werten zu füttern, dann werden sie davon geprägt und dies hat wiederum eine Wirkung auf deine Gefühle und Empfindungen. Dies ist eine Möglichkeit, wie du im Weiteren, mit der Wiederholung, neue Denk- und Gefühlsmuster erlernst und die eigenen inneren Begrenzungen überwindest. Was machst du aber mit den Denk- und Gefühlsstrukturen, die unbewusst da sind und dir nicht dienlich sind in deinem Tun? Oft ist es so, dass wir von morgens bis abends denken, fühlen und etwas tun. Was wir eventuell vergessen haben ist, dass wir über entwickelbare Fähigkeiten verfügen, die von grosser Bedeutung sind: Unsere Aufmerksamkeitslenkung und Konzentration, unsere Unterscheidungskraft und unsere Fähigkeit des Loslösens, Nicht-Anhaftens, Sich-Entfärbens. Die Lenkung unserer Aufmerksamkeit auf unsere Gedanken, Gefühle und unsere Handlungen erlaubt uns, diese zu bemerken, sie wahrzunehmen, zu beobachten, zu hinterfragen, aber auch wohlwollend anzunehmen. Wenn du dies ausprobierst und übst, schau dass du dich für das, was du in deinen inneren Landschaften entdeckst und erkennst nicht bewertest, dich dafür nicht verurteilst oder schämst. Es ist wichtig, dass in dieser Beobachter-Position eine De-Identifikation möglich ist, d.h. anstatt, dass du deine Gedanken, Gefühle und dein Tun bist, bist du wie ein Adler, hoch oben über dem Tal und nimmst wahr, ohne zu bewerten. Du lernst so unterschiedliche Qualitäten deiner Gedanken und Gefühle wahrzunehmen und zu unterscheiden, ob sie zum Beispiel von alten, hinderlichen Mustern hervorkommen oder von neu erlernten, dienlichen Mustern. Das Erkennen erfordert eine sehr sorgfältige und differenzierte Wahrnehmung, ein ganz genaues Hinschauen, das vermutlich nicht immer angenehm ist, aber möglichst frei von negativer Selbstkritik und Verurteilung sein darf. Es soll so gut es geht ein objektives Hinschauen sein, mit der Bereitschaft und dem Wunsch, diese Situation besser wahrnehmen und verändern zu wollen. Die Fähigkeit, länger bei etwas zu bleiben, den Fokus zu halten und die Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten ist dabei zentral.

Die Veränderung ist in dir selbst

Das schwierigste an der Veränderung ist vielleicht, nicht mehr unbewusst zu sein und zu handeln und die gleichen Entscheidungen zu treffen wie schon gestern und vorgestern. Wenn du also z.B. anderen keine Schuld mehr zuschiebst oder dich nicht mehr innerlich klein machst und dich wie ein Niemand fühlst oder mutig deinen Weg gehst und der Angst nicht mehr so viel Raum gibst usw. Dieser Prozess also, deines unbewussten Selbst bewusst zu sein, gestattet es dir, gewahr zu sein.

Du verstehst plötzlich, dass du es selbst in der Hand hast, welche Gedanken und Gefühle du hegen und pflegen möchtest und lässt das los, was dir nicht mehr gut tut und nicht mehr dienlich ist für dein Tun, für deine Entwicklung, für dein Weiterkommen. Nach und nach kannst du so deine Konzentration, deine Unterscheidungskraft und deine Fähigkeit des Loslösens entwickeln und stärken. Durch die De-Identifikation schaffst du so auch einen Freiraum, um über eine neue Realität für dich selbst nachzudenken, über neue Erfahrungen, die du gerne hättest. Indem du dir Zeit aus deinem geschäftigen Leben herausnimmst und diesem Prozess Raum gibst, investierst du in dich und dein zukünftiges Ich. Dies ist das, was deinem Tun eine bewusstere und für dich grössere Bedeutung geben wird. Das mentale Üben und immer wieder vor Augen halten, was du stattdessen möchtest, verändert dein Hardware-Programm zu einem Software-Programm. Dafür brauchst du Zeit, Geduld, Disziplin und Vertrauen. Übe ganz nach dem Motto: Immer wieder Anlauf nehmen! Und wenn du deinen Prozess beschleunigen möchtest, nimm dir einen Coach zur Seite.

Dein Gehirn ist wie ein Super-Computer

  • Mach ab und zu ein Software-Update: mit Büchern, Podcasts, Erfahrungen
  • Schütze deinen Akku: mit gesundem, erholsamem Schlaf, mit genügend Zeit in der Natur, mit Technology Detox
  • Reinige deine Festplatte: mit Meditation, konstruktiven Selbstgesprächen, Gefühle ernst nehmen und klärenden Gesprächen

Dies darf immer wieder geübt werden. Neue und bessere Perspektiven werden sich für dich auftun, wenn du dich dafür öffnest. Dazu brauchst du immer wieder Überwindung – Überwindung der Komfortzone, mit alten Denk-, Gefühls- und Verhaltensmustern. Mehr und mehr aus dem Unbewussten ins Bewusste zu kommen und die Situationen im Leben bewusst bzw. bewusster zu gestalten und somit auch freier zu werden ist in meinen Augen die Basis, um freier denken zu können, sich freier zu fühlen und somit auch freier zu werden im Tun, in den eigenen Handlungsmöglichkeiten und seiner Handlungswirksamkeit. Je bewusster du deines unbewussten Selbst bist, desto mehr hast du die Wahl und Freiheit, dich für ein bewusstes Handeln zu entscheiden und dein Leben so zu beeinflussen. Du triffst aus deiner Klarheit bewusste Entscheidungen, steuerst so dein Tun bewusst und schenkst ihm die nötige Bedeutung.

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Der Autor

Name: Miriam Singh

Beruf: Dozentin, Betriebliche Mentorin, Dipl. Mental Coach, Mentaltrainerin, Ingenieurin

Website: miriamsingh.ch

Motto: «Das Leben findet JETZT statt!»

Ausbildner in: Zertifikat Mentales Training im SportDiplom Mental Coach, Diplom Autogenes Training

Zwei Herzen schlagen in ihrer Brust, das eine für den Menschen in seiner Ganzheit, das andere für die Wissenschaft. Miriam Singh hat als Ingenieurin in der Privatwirtschaft in den letzten 15 Jahren viele herausfordernde Situationen im Berufsalltag erlebt und gesehen. Dies und die vielen Weiterbildungen und Erfahrungen in den Bereichen Mentaltraining, Coaching, Autogenes Training, Yoga und Meditation haben sie befähigt, ihre eigenen Grenzen immer weiter zu erforschen und auszudehnen. Diese Erfahrungen und dieses Wissen mit ihren fachlichen und methodischen Kompetenzen den Menschen zu vermitteln und sie bei der Erreichung ihrer Ziele und in ihrem Potential zu fördern, begeistert Miriam Singh. Ihre Stärken sind das bewusste Wahrnehmen, das lösungs- und ressourcenorientierte Entwickeln, und die Prozessführung.