Sie gehören zu einer grossen Gruppe von Menschen, die zwar objektiv sehr begabt und erfolgreich sind, sich jedoch nach eigenen Angaben wie Betrüger ihres Erfolges fühlen: Menschen aller Altersgruppen und ungewöhnlich erfolgreich, kompetent und intelligent, die unter extremen Selbstzweifeln leiden. Dieses Persönlichkeitsmerkmal wird als Impostor-Phänomen oder Hochstapler-Selbstkonzept bezeichnet. Die eingesetzten Mechanismen zur Überkompensation sind vielfältig und über die Jahre perfektioniert – so bekommt das engere Umfeld der betroffenen Personen deren Leiden meistens nicht mit. Und erstaunlich: Gemäss aktuellen Erhebungen geben rund fünfzig Prozent der befragten Führungspersonen (beider Geschlechter) an, sich heimlich als Betrüger ihres Erfolges zu fühlen.

Ein eigenständiges Persönlichkeitsmerkmal

Das Hochstapler-Selbstkonzept wird als eigenständiges Merkmal definiert. Eine bedeutende Rolle spielt dabei der Neurotizismus (Ängstlichkeit, emotionale Instabilität etc.) und die damit verbundene negative Selbstbewertung. Das Selbstkonzept hat aber auch eine ganze Reihe von Vorteilen: Menschen mit dieser Persönlichkeitseigenschaft sind häufig sehr beliebt, sie leisten sehr gute Arbeit, sind engagiert, überdurchschnittlich qualifiziert und motiviert, haben einen hohen Anspruch an sich selbst, verlässlich und als Führungskraft geschätzt. Ihre aussergewöhnliche Kompetenz und die Angst zu versagen, die sie antreibt, sehr hart zu arbeiten, verschaffen ihnen oft überdurchschnittlichen Erfolg. Zudem sind sie sehr perfektionistisch und neigen deshalb aber dazu, sowohl Aufgaben aufzuschieben als auch sich völlig zu überarbeiten. In letzterem steckt die Gefahr dieses Persönlichkeitsmerkmales.

Selbstzweifel als Voraussetzung für das Hochstapler-Selbstkonzept

Die betroffenen Personen sind objektiv sehr kompetent und begabt, sie empfinden das jedoch nicht so. Selbstzweifel sind bei kompetenten Menschen zunächst einmal nicht ungewöhnlich, denn: Je mehr ein Mensch weiss oder kann, desto mehr ist er oder sie sich bewusst über die Wissenslücken oder fehlende Kompetenz. Destruktiv werden nach Meinung von Psychologen die Selbstzweifel dann, wenn diese Menschen deshalb entweder Karrierewege abbrechen und Aufstiegschancen nicht wahrnehmen oder ihrer Gesundheit schaden: Betroffene investieren unangemessen viel Zeit in die Arbeit und vernachlässigen dadurch soziale Kontakte oder schlafen zu wenig. So gibt es starke Zusammenhänge mit Depressionen und Burnout, verschiedenen Erkrankungen wie Bluthochdruck und bestimmten stressbedingten Beschwerden und vermindertem Wohlbefinden. Erfolg führen diese Menschen nicht auf das eigene Können zurück, sondern darauf, dass sie Glück hatten oder die Konkurrenz noch schlechter war als sie selbst. Misserfolge hingegen schreiben sie sich selbst zu: Man ist halt zu schlecht oder unzureichend vorbereitet.

Der Teufelskreis

Von aussen betrachtet fragt man sich perplex: Warum glauben diese Personen nicht irgendwann, wie kompetent sie sind? Offensichtlich befinden sich die Betroffenen in einem Teufelskreis. Jede Anforderung wie ein neuer Job oder eine Präsentation erzeugt bei Menschen mit Impostor-Phänomen Unsicherheit und Ängste. Daraufhin beginnen sie entweder, sich exzessiv vorzubereiten, oder sie schieben die Aufgabe erst einmal auf, um dann kurz vor knapp durchzuarbeiten. Erfolg wirkt lediglich kurzfristig entlastend, weil er durch Glück und Zufall oder grosse Anstrengung erklärt wird und das Gefühl der Hochstapelei nur verstärkt. Und der Teufelskreis beginnt von vorn. Tatsächlich wird die Angst aufzufliegen mit jedem Erfolg sogar stärker – denn die Betroffenen denken, dass damit die Erwartungen anderer an sie steigen. Dadurch haben sie sowohl Angst vor Misserfolg als auch vor Erfolg. Letztendlich spielt auch eine Rolle, ob die Personen ihre Fähigkeiten als ungewöhnlich wahrnehmen, wenn sie anders als Familienmitglieder eine akademische Laufbahn einschlagen oder beruflich besonders weit auf der Karriereleiter oder gesellschaftlich aufsteigen. Dann entstehen häufig Zweifel an der eigenen Kompetenz oder der Dazugehörigkeit. Und diese familiäre Prägung sitzt oftmals tief verankert.

Coaching Ansätze

Suchen Betroffene Unterstützung bei einem Coach, können verschiedene Wege eingeschlagen werden.

  • Den Fokus mit dem Kunden auf die Fakten legen und an einem Reframing seiner Sichtweisen arbeiten
  • Die begrenzenden Überzeugungen mit dem Kunden anschauen und herausfordern. Hier bieten sich auch Aufstellungsarbeiten an, um Unbewusstes zu erkennen.
  • Immer wieder die eigenen Stärken und Ressourcen herausarbeiten
  • Am Attributionsstil arbeiten und dadurch die Selbstwirksamkeit stärken: Ich bin mit meinen Fähigkeiten und Handlungen ein Faktor meines Erfolges.

Die Tendenzen zum Selbstzweifel sind in vielen Menschen vorhanden, auch wenn nicht in einer solchen hohen Ausprägung wie beim Impostor-Phänomen. Aus diesem Grund ist der Coaching Ansatz für Betroffene mit dem Hochstapler-Konzept auch für Menschen mit einzeln auftretenden Selbstzweifeln nützlich.

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Quellenangabe:
– Wenn grosse Leistungen zu grossen Selbstzweifeln führen: Das Hochstapler-Selbstkonzept und seine Auswirkungen. Hogrefe, 2019

– Mit jedem Erfolg wächst die Angst aufzufliegen. Spektrum der Wissenschaft Gehirn&Geist

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Der Autor

Dr. Kirsten Koch

Name: Dr. Kirsten Koch

Beruf: Betrieblicher Mentor, Sport Mental Coach

Website: kirstenkochtraining.com

Motto: Jeden Tag ein neues Motto zu haben

Mit ihrer Erfahrung und Wissen als Mental Coach, Biologin und Wettkampfsportlerin zeigt Kirsten Koch unseren Kunden, wie sie ihre Erfolge herbeiführen können. Kirsten Koch verbindet ihre Erfahrungen als Leistungssportlerin in Tennis und Triathlon mit ihrem naturwissenschaftlichen Hintergrund aus der Neurobiologie. Die Parallelen zwischen dem menschlichen Verhalten im Sport und dem alltäglichen Umfeld faszinieren sie. Deshalb unterstützt sie Sportler und Sportbegeisterte dabei, ein dynamisches Mindset zu entwickeln. Bei unseren Kunden geht es ihr vor allem um die Entwicklung der Fähigkeit, Ergebnisse gewinnbringend zu deuten und daraus den Transfer für wirksame Ziele zu machen.