Trendsetterin – Rechenmaschine Gehirn
Die IT-Branche prahlt mit den neusten Features und immer schnelleren Datennetzen. Hey, das kann unser Gehirn schon lange. Sage und schreibe 100 Millisekunden braucht es, um die Daten, welche wir über unseren Augapfel empfangen im Gehirn zu einem realen Bild umzuwandeln. Unsere Sinne sind ohne unser Gehirn nutzlos, denn Eindrücke müssen verarbeitet werden, dazu später. Unser hauseigenes Rechenzentrum ist somit en vogue. Finde einmal eine Trendsetterin, welche seit tausenden von Jahren in den oberen Rängen longiert!
Das Auge in Kürze – Sehen dank Zusammenspiel der Hirnregionen
Unsere beiden Augäpfel sind etwa halb so gross wie Tischtennisbälle und liegen wohlgebettet in der Augenhöhle (Orbita, knöcherne Substanz unseres Gesichtsschädels). Von vorne betrachtet haben wir eine kleine «Beule» auf unseren Augäpfeln, die Hornhaut. Darüber ist noch die Bindehaut (Konjunktiva) «gebettet» eine schleimhautähnliche Gewebeschicht mit vielen Berührungs- und Schmerzrezeptoren. Gleich hinter der Hornhaut, folgt die Lederhaut (Sklera), welche als das «Weisse» im Auge sichtbar wird. Wie eine Zwiebelschicht geht es in der Augenhöhle mit diesen Schichten von Aussen nach Innen weiter: Darauf schliesst sich die Aderhaut (Choroidea) mit all ihren Blutgefässen an, welche im vorderen Bereich in den Ziliarmuskel (Produktion Kammerwasser) übergeht. An diesen Muskel schliesst die Regenbogenhaut an, (Iris, sie verleiht uns die individuelle Augenfarbe) mit einem kreisrunden Loch in der Mitte, die Pupille. Die Pupille fungiert wie bei einem Fotoapparat als Klappe. Je offener sie ist, umso mehr Licht fällt auf unsere Netzhaut (Retina) und umgekehrt. Diese Anpassung an die jeweiligen Lichtverhältnisse, wird als Adaption bezeichnet. Zwischen unserer Netzhaut und der Hornhaut befindet sich noch der Glaskörper, eine gallertartige Masse, welche Form und Stabilität verleiht und mehrheitlich aus Wasser (98%), Hyaluronsäure und Kollagenfasern besteht. Die Netzhaut können wir auch als Film betrachten, welcher aus einem Mix verschiedener Zellen mit unterschiedlichen Aufgaben besteht, u.a. die Fotorezeptoren. In diesen Rezeptoren werden die Lichtstrahlen in elektrische Impulse umgewandelt und im Sehnerv gebündelt. Wir haben übrigens zwei Sehnerven, wobei sich die inneren Stränge vor dem Übergang zum Sehtrakt kreuzen (chiasma opticum). Jeder dieser Sehnerven verfügt über 1,2 Millionen Nervenfasern und jeder davon ist ca. 4-5cm lang. Der Sehtrakt endet im hinteren Teil des Gehirns im «visuellen Cortex», der Sehrinde. Hier findet die Verarbeitung der ehemaligen Lichtstrahlen und jetzigen elektrischen Impulse statt. Doch auch unser Gehirn ist im ständigen Sehtraining: Seit unserer Geburt vergleicht es sämtliche Bilder mit den Informationen, die bereits gespeichert sind, mit Objekten und Gefühlseindrücken, die wir im Laufe unseres Lebens gesammelt haben. Aus all diesen Daten lässt unser Gehirn in Sekundenbruchteilen die Eindrücke entstehen, die wir wahrnehmen.
Die Augen – Spiegel unserer Gefühlswelt
Sind wir glücklich und lachen, so lächelt unser Auge mit. Unsere Augen bekommen einen intensiven Glanz und um die Augen bilden sich kleine Fältchen. Warum? Die Ringmuskeln der Augen und des Mundes hängen zusammen. Heben wir also beim Lachen die Mundwinkel, lächeln unsere Augen automatisch durch die Augenringmuskelaktivierung mit – vorausgesetzt Botox kam noch nicht zum Einsatz!
Will ich wirklich wissen, wie es meinem Gegenüber geht, dann muss ich ihm/ihr nur in die Augen schauen. Als Therapeut/in oder Coach ist Blickkontakt ein wesentlicher Bestandteil des Rapports wie auch der Prozessleitung. Gebe ich Raum für Entwicklung und löse meinen Blick, schaffe ich Nähe oder Distanz… Zum Beispiel in einer Krisenphase kann allein der Blick des Therapeuten/Coaches das Fundament respektive den inneren Halt oder Stabilität generieren ohne, dass nur ein Wort gesprochen wird. Den Blick seines Gegenübers zu halten kann verschiedenste Ansätze in sich bergen, wie: Stabilität, Herausforderung, Konfrontation, Kräftemessen oder Verifizierung bezüglich Ehrlichkeit und Offenheit. Das Senken des Blickes der Begleitperson kann Irritation, Bedarf nach Ruhe, kognitive Suche, Ausweichen, Hemmung und Scham oder andere Befindlichkeiten kundtun. Im therapeutischen Setting verweile ich gezielt auch länger bei den Augen, denn so oft ist der erste Blick beim Erstkontakt, wie auch im Folgesetting immer wieder ein entscheidender Indikator, welcher mir ein wichtiges Indiz für das Gesamtbild Mensch bezüglich der Anamnese liefert. Zeichnen sich z.B. vermehrt rote Äderchen durch die Bindehaut, können diese weitere Hinweise auf ein erhöhtes Stresspotential anzeigen. Wieviel Spannkraft in den Augenpartien liegt, (ohne, dass kosmetisch oder chirurgisch nachgeholfen wurde) kann allgemeine Aussagen über Schlafqualität, Nahrung, Bildschirmarbeit, bis detaillierte Aussagen wie Nährstoffmangel, Vegetativum usw. ermöglichen. Die Palette der Interpretationsmöglichkeiten oder der «Tanz der Augen» birgt ein grosses Entwicklungsfeld – eine Interaktion, welche stets für beide Seiten bereichernd ist. Ein noch intensiverer Ansatz, auch seitens der Diagnostik bietet die Irisdiagnose (Regenbogenhaut) an, wo anhand eines Mikroskopes bestimmte Ablagerungen, Zeichnungen im Auge im präventiven, als auch im therapeutischen Kontext, bezüglich Gesamtsystem Mensch im Sinne der Selbstregulation, oder hinsichtlich der Krankheitsentstehung gearbeitet werden können.
Unsere Augen lügen nicht…
Augen lassen sich nicht kontrollieren, denn sie agieren/reagieren unbewusst, sprich über das vegetative Nervensystem!
Insbesondere die Pupillenerweiterung, lässt Rückschlüsse über die Absichten des Gegenübers ziehen: Freude, Angst, Wut, Trauer, Stress, Anspannung, Ekel lassen die Pupillen unbewusst vergrössern. Bei Müdigkeit und auch im Schlaf verengen sich die Pupillen. In der zunehmenden Dunkelheit vergrössern sich die Pupillen und bei Lichteinfall verengen sie sich (sog. Adaptionsfähigkeit). Einerseits verändern sich unsere Pupillen durch den Lichteinfall mithilfe zweiter Muskeln (viel Licht = enge Pupillen, wenig Licht = weite Pupillen). Diese Muskeln werden vom vegetativen, sprich dem unbewussten Nervensystem gesteuert (nicht willentlich kontrollierbar). Bestandteile dieses Vegetativums sind der Symphatikus und der Parasymphatikus, welche mit unserem Gefühlszentrum im Gehirn eng in Verbindung stehen.
Überforderung
Erhalten wir eine hochkomplexe, kaum lösbare Aufgabe gestellt, überlasten wir unser Gehirn, die Anstrengung wird zu gross. Schlagartig ziehen sich unsere Pupillen zusammen. Bereits in den 60er Jahren haben Forscher festgestellt, wenn sie bei ihren Testpersonen einfache Fragen stellen, sind kaum Veränderungen ersichtlich, dies im Gegensatz zu schwierigen Fragen, hierbei weiten sich die Pupillen schlagartig.
Interesse
Sind wir am geäusserten Kontext unseres Gegenübers interessiert, dann weiten sich unsere Pupillen. Je spannender das Thema, je eloquenter und anregender die Person, umso stärker und länger hält die Pupillenweitung an. Grosse, erweiterte Pupillen stufen wir als Signal von Aufmerksamkeit und emotionaler Beteiligung ein. Übrigens auch die Augenlider und die Form der Augenbrauen verändern sich, je nach Gefühlslage. Unterdrücken wir unsere Tränen wirkt sich dies auf das Stressverhalten unserer Augen aus: Die Pupillen weiten sich und die Augenlider schwellen infolge der angesammelten, gestauten Flüssigkeit an. Die Augenbrauen verändern ihre Form und sind nach innen gestellt.
Schmerzen
Je stärker der Schmerz umso mehr erweitern sich die Pupillen. Auch Drogen oder Medikamente haben unterschiedlichen Einfluss auf die Pupillen: Kokain weitet sie, Heroin verengt sie. Medikamente gegen Epilepsie weiten ebenfalls die Pupillen. Für Rettungssanitäter/innen kein leichtes Unterfangen, wenn sie eine bewusstlose Person zum Beispiel in der Partyszene behandeln dürfen…
Bei einem beschädigten Gehirn reagieren unsere Pupillen stark reduziert oder gar nicht mehr. Aus diesem Grunde untersuchen Notfallärzte meist zuerst die Augenreflexe indem sie mit Licht in die Augen der Patienten leuchten: Keine Gehirnschädigung, beide Pupillen sind gleich gross und reagieren auf das Licht. Eine starke Gehirnschädigung bewirkt, dass die Pupillen unterschiedlich gross sind oder divers reagieren.
Erregung oder emotionale Geräusche
Besonders stark reagieren unsere Pupillen bei Angst, Gewalt und Erotik. Dies wird teils kontrovers diskutiert. Emotionale Geräusche lassen unsere Pupillen ebenfalls weiter werden. Dieser Interaktion zwischen Nerven und Pupillen sind Andreas Widmann von der Universität Leipzig und seine Kollegen auf die Spur gekommen. Sie liessen ihren Probanden emotional behaftetes Babygeschrei oder das neutrale Geräusch vorbeifahrender Autos vorspielen. Die Pupillenweite wurde per Video gemessen und die Hirnströme mittels Elektroenzephalographie. Im Resultat kam heraus, dass beide Geräusche die Probanden überraschte und es zu einer Pupillenweitung kam. Beim Babygeräusch öffneten sich die Pupillen noch stärker. Interessanterweise verstärkte sich beim emotionalen Geräusch nur der Symphatikus, auf den Parasymphatikus hatten beide Geräuscharten die gleiche Wirkung. Gefühlserregungen sind somit an den Symphatikus gekoppelt. Bezüglich der Hirnströme löste das Babygeschrei ebenfalls höhere Ausschläge aus. Hinter diesem emotionalen Signalmuster vermuten die Forscher, dass es evolutionär sinnvoll ist, wichtige Ereignisse schnell zu analysieren, um sogleich eine Reaktion einleiten zu können.
Zukunft – Auge als Fenster im Gehirn (Neuro-Ophthalmologie)
Mit dieser kombinierten Messung von Pupillenreaktion und Hirnströmen soll gemäss der Wissenschaftler die Aufmerksamkeit von Kindern erforscht werden.
Die Forschungsgruppe um Dorothy Thompson vom University College London geht in ihrem Fachblatt «Frontiers in Neuroscience» noch weiter. Sie wollen anhand eines Biomarkers im Auge die Differenzierung bezüglich Diagnostik Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Autismus-Spektrum-Störungen revolutionieren. Ein spezifisches Verfahren (Elektroretinografie) misst, wie sich die elektrische Aktivität der Netzhaut (Retina) in Reaktion auf einen Lichtreiz verändert. Bei den betroffenen Kindern ist eine reduzierte Energieleistung auf der Netzhaut zu beobachten.
Intimitätstest – Beziehungsebene nach Arthur Aron / Psychologe
Ein spannendes Eigenexperiment ist nach vorgängiger Abmachung und Einverständniserklärung einer vertrauen oder unbekannten Person während 5 Minuten nur in die Augen zu schauen, ohne dabei zu reden….
Quellenangaben:
– „Ich schau dir in die Augen, Kleines!“, Lars Wandke, Goldmann, 1. Auflage, Mai 2015
– Warum emotionale Geräusche die Pupillen weiten
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Der Autor
Name: Nicole Studler
Beruf: Naturheilpraktikerin Schwerpunkt Hypnosetherapie
Website: hypnomed.ch
Motto: «Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.» Francis Picabia
Ausbildner in: Diplom Life Balance Coach, Diplom Autogenes Training
Es kommt nicht darauf an wie viel du tust, sondern mit wieviel Liebe, Passion und Humor du etwas tust! Die Essenz als Begleiterin von Menschen sieht Nicole Studler darin, die Selbstliebe erneut zu finden. Die Rückbindung an sich selbst, stabilisiert und weckt ungeahnte Kräfte in uns, egal wie schwierig und desperat sich die Lebenssituation gerade darstellen mag. Ein weiteres Potential sieht sie in der Klarheit und Bewusstseinsschaffung für das eigene Wertesystem: Wer seine Werte kennt und lebt erhöht seine Handlungskompetenz. Das Leben ist eine Bühne –Wer die Rollenvielfalt der eigenen Persönlichkeit intus hat, kann sie gezielt als Ressourcenpotential für seine mentale Kraft nutzen. Seit 10 Jahren ist Nicole als Naturheilpraktikerin, wie auch als Erwachsenenbilderin tätig. Ihr Ziel ist es als Ausbildner in ihren Teilnehmern die Faszination für die Wandelbarkeit, die Vernetzung und das Miteinander von Naturheilkunde und Schulmedizin zu wecken.